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Kowalczyk konnte aus Auschwitz flüchten. Sein restliches Leben lang legte er Zeugnis über seine Erlebnisse vor Schülern ab.

Foto: APA/EPA/Bednarczyk

Warschau - Der letzte noch lebende Beteiligte an einer Flucht aus dem nazideutschen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im Jahr 1942, August Kowalczyk, ist im Alter von 90 Jahren in Oswiecim (Auschwitz) gestorben. Der bekannte polnische Schauspieler starb am Sonntag in einem Hospiz, dessen Initiator und Mitbegründer er war. Das Hospiz ist Denkmal und Danksagung der ehemaligen Auschwitz-Häftlinge an die Bewohner der Stadt Oswiecim, die ihnen unter der deutschen Besatzung Hilfe geleistet haben. Kowalczyk warb viele Jahre für die Umsetzung des Projekts. Das Hospiz wurde offiziell im Juni dieses Jahres eröffnet. Es war Kowalczyks Wunsch, dort seinen Lebensabend zu verbringen.

August Kowalczyk wurde 1921 geboren. Nach der Matura wollte er ins Priesterseminar eintreten, doch der Ausbruch des Krieges stand dem im Wege. Kowalczyk entschloss sich zu kämpfen. 1940 versuchte er, nach Frankreich zu gelangen, wo eine polnische Armee gebildet wurde. Er wurde jedoch in der Slowakei bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, verhaftet und im Dezember 1940 ins KZ Auschwitz gebracht.

Mitglied der polnischen Untergrundarmee

Im Juni 1942 unternahm Kowalczyk gemeinsam mit rund 50 anderen Gefangenen den Versuch, aus dem Lager zu entkommen. Er war unter den neun Häftlingen, die es schafften, in die Freiheit zu entkommen. Er floh in den Wald, wo örtliche Anrainer ihm Hilfe leisteten und ihm ein sicheres Versteck zeigten. Bis zum Ende der nazideutschen Besatzung kämpfte Kowalczyk in den Reihen der polnischen Untergrundarmee AK (Armia Krajowa).

Nach dem Krieg absolvierte er ein Studium der Polonistik an der Jagiellonen-Universität in Krakau und wählte den Beruf des Schauspielers. Er wurde durch zahlreiche Theater- und Filmrollen bekannt. Jahrelang bekleidete Kowalczyk den Posten des Vizechefs des Hauptvorstandes der Gesellschaft zur Betreuung von Auschwitz, deren Ziel es ist, die Erinnerungen an Auschwitz - wo 1,1 Millionen Menschen, darunter eine Million Juden, ermordet wurden - an weitere Generationen zu vermitteln. Er wiederholte mehrmals, dass er überlebt habe, um Zeugnis von den Nazi-Verbrechen abzugeben. Kowalczyk erzählte über das Leben im Lager und seine Flucht in mehr als 5.000 Schulen in Polen und im Ausland. 1995 erschien sein Buch "Stacheldraht-Refrain: Eine wahre Trilogie", in dem er seine Erinnerungen aus der Lagervergangenheit niedergeschrieben hatte. (APA, 31.7.2012)