Shakespeare in Tirol: Frank- Thomas Mende als Falstaff, Sonja Jehle und Helga Pedross (re.) als die "windigen Weiber".

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Telfs - Es gibt nicht viel Gutes, was man einem Sir John Falstaff nachsagen kann. Er lügt, betrügt, säuft, ist unglaublich fettleibig - und er stellt verheirateten, gutsituierten Damen nach, um an ihr Geld bzw. jenes ihrer Ehemänner zu gelangen. Und doch zählt Falstaff zu Shakespeares Lieblingsfiguren. In gleich drei seiner Dramen spielt er eine Rolle. Und angeblich kam der Wunsch, Falstaff als Schwerenöter zu sehen, von Königin Elisabeth I. höchstpersönlich. Daraufhin verfasste Shakespeare binnen vierzehn Tagen Die lustigen Weiber von Windsor.

Mit Die windigen Weiber von Winzor transponierten nun die Tiroler Autorin Barbara Aschenwald und Theatermensch Markus Völlenklee die Komödie für die Volksschauspiele in Telfs ins Hier und Jetzt. Sie lassen die Figuren im unterschiedlichen Kolorit der alpinen Täler sprechen, und sie misstrauen der sprachlichen Originalität von Profi-Schauspielern. Großteils setzen sie auf Original Speakers, also auf Laien aus der Region. Diese aber sind teilweise völlig überfordert.

Für die Rolle des ballonartig ausgestopften Falstaff konnte der deutsche TV- Serienstar Frank-Thomas Mende gewonnen werden, der seiner Figur einen harmlos tölpelhaften, fast liebenswerten Charakter verleiht. Pech, dass er gleich zwei Damen (schrill, aber durchaus überzeugend: Sonja Jehle und Helga Pedross) den identen Liebesbrief zukommen lässt. Damit ist er bald der gesamten Gehässigkeit seiner Umgebung ausgesetzt. Vollblutschauspieler Markus Völlenklee tobt als eifersüchtiger Ehemann. Wohltuend ruhig die Auftritte Barbara Aschenwalds als pickelgesichtiger Chauffeur Josef. Jolanda Streng punktet als gerissene und üppige Frau Flitz.

Die Bühne (Karl-Heinz Steck), eine kreisrunde schiefe Ebene, hat so ihre Tücken. Möbel, die nicht punktgenau platziert werden, drohen zu kippen, und Requisiten rollen davon. Dutzende Gardinen, an Stahlseilen hin und her gezogen, sollen die fehlende Kulisse ersetzen. Gegen Ende kommen sie gar als eigenartige Trollkostüme zum Einsatz. Insgesamt gerät die Inszenierung von Markus Völlenklee zu flach und marktschreierisch. Freunde des derben Witzes und des scharfen kehligen Tiroler K kommen aber durchaus auf ihre Rechnung. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD, 31.7.2012)