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Das Archivbild vom August 2003 zeigt den Gletscher "Manshuk Mametova". Forscher warnen, dass die Wasserversorgung in Zentralasien mit anhaltender Gletscherschmelze bedroht ist.

Foto: REUTERS/Alexei Kalmykov

Genf/Bern/Zürich - Die Wasserversorgung in Zentralasien ist mit anhaltender Gletscherschmelze bedroht: Ohne das Schmelzwasser aus dem Tien Shan-Gebirge werden die Menschen auf unsichere Sommerregenfälle angewiesen sein, berichten nun Forscher aus Genf, Bern und Zürich. Die Experten analysierten im Rahmen des europäischen Projekts ACQWA Datenreihen zu Klima, Gletscherschmelze und Abflussmengen und fügten diese erstmals zu einem Gesamtbild zusammen. Dabei stellte sich zwar heraus, dass der Klimawandel derzeit noch vermehrte Niederschläge im Winter bringt, was die Gletscherschmelze vorübergehend kompensiert.

Doch sollten die Hochrechnungen des UNO-Klimarats zutreffen, werden die Sommerregenfälle in der Region um vier bis acht Prozent sinken. Ab 2050 müsse in heißen, trockenen Sommern mit deutlich geringeren Abflussmengen gerechnet werden, schreiben die Forschenden im Fachblatt "Nature Climate Change". Dies werde ökologische Probleme wie die Austrocknung des Aralsees durch die Bewässerung und das Risiko von Hochwasserkatastrophen verschärfen.

Politische Konsequenzen

Im zentralasiatischen Tien Shan-Gebirge beliefern 15.000 Quadratkilometer Gletscher tiefer gelegene Länder wie Kirgistan, Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan und Nordchina mit Wasser. "Im Sommer sind Gletscher die einzige Wasserquelle für die Bewässerung und das Trinkwasser", erklärte Erstautorin Annina Sorg, Umweltwissenschafterin an den Universitäten Genf und Bern in einer Mitteilung der Universität Genf.

Doch das Eis schmelze ähnlich schnell wie in den Schweizer Alpen. "Die Gletscherschmelze wird die Menge und jahreszeitliche Verteilung des verfügbaren Wassers beeinflussen", sagte Sorg. In der Folge seien politische Konsequenzen absehbar: Schon heute streiten die Länder um die Abflussmengen aus Staudämmen an den Oberläufen. "Wasserknappheit im Sommer wird das landwirtschaftliche System in der ganzen Region infrage stellen, was seit dem Kollaps der Sowjetunion bestehende Spannungen schüren wird", schreiben die Wissenschafter. (APA, 30.7.2012)