Pöchlarn - Nach dem heftigen Unwetter vom Samstagabend, das beim Mittelalterfest in Pöchlarn (Bezirk Melk) zwei Todesopfer gefordert hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft St. Pölten nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Außerdem wurde ein Sachverständiger beauftragt, der die Beschaffenheit jenes Baumes prüfen soll, von dem abgerissene Äste auf Zelte gestürzt waren und Menschen unter sich begraben hatten.

Die Ermittlungen richten sich gegen zwei Personen, die als Ansprechpartner bzw. als Verantwortliche der Veranstaltung aufscheinen, sagte die Leitende Staatsanwältin Michaela Schnell am Dienstag. Einvernahmen seien angeordnet. Noch am Montag sei überdies der Sachverständige bestellt worden. Wie lange es dauern werde, bis ein Gutachten vorliegt, sei vorerst nicht absehbar, so Schnell. Der Unglücksort, der Schlosspark in Pöchlarn, bleibt gesperrt.

Offene Fragen zur Unwetterfront

Möglicherweise werde auch zu klären sein, wie akut die Unwetterfront am Samstagabend über Pöchlarn aufgezogen war, sagte Schnell. Daraus könnte die Frage resultieren, ob das Festgelände im Schlosspark rechtzeitig zu räumen gewesen wäre.

Nach dem Unwetter starb noch in der Nacht auf Sonntag ein 51 Jahre alter Mann aus Pöchlarn im Landesklinikum St. Pölten. Er hinterlässt einen knapp achtjährigen Sohn, der nun Vollwaise ist und schwer verletzt wurde. Am Montagabend verloren die Ärzte im Landesklinikum Amstetten den Kampf um das Leben eines ebenfalls aus Pöchlarn stammenden 32-Jährigen.

Neben nunmehr zwei Toten hat das Unwetter elf teils Schwerverletzte gefordert. Der Bub, der seinen Vater verloren hat, wird in St. Pölten behandelt. Zwei weitere Schwerverletzte befinden sich in Amstetten.

Soforthilfe

Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hat Soforthilfe für den Buben in Auftrag gegeben. Aus seinem Büro hieß es, das Kind werde finanzielle Unterstützung erhalten. Dem Schüler unter die Arme greifen wird auch die Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen. Die Organisation werde eine monatliche Patenschaft für die Dauer von zehn Jahren übernehmen, sagte Präsidentin Sissi Pröll. Ein Spendenkonto wurde ebenfalls eingerichtet. Der "Löwenherzfonds" des Vereins "Pro NÖ" hilft mit 3.000 Euro, teilte Präsident LHStv. Sepp Leitner mit.

Der Schüler erlitt bei dem Unglück schwere Kopfverletzungen. Er wird im Landesklinikum St. Pölten behandelt, wo er bereits auf die Kinderstation verlegt wurde. Zwei weitere der schwer verletzten Opfer des Unwetter-Unglücks befinden sich im Krankenhaus Amstetten.

Orkanartige Böen

Sie tendiere zur Beiziehung eines Sachverständigen, der Auskünfte über die Beschaffenheit des Baumes geben solle, sagte die Leitende Staatsanwältin Schnell am Montag zur APA. Außerdem seien noch Einvernahmen ausständig. Diesbezüglich gehe es um die Veranstalter des Mittelalterfestes und der "für den Schlosspark Verantwortlichen".

Am Samstag gegen 18 Uhr waren im Zuge eines aufziehenden Unwetters orkanartige Böen aufgetreten. Das Unwetter  war sehr schnell hereingebrochen, es habe keine Hinweise gegeben, dass Gefahr von dem Baum ausgehen könnte. (APA, 31.7.2012)