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Der ausgebrannte Waggon am Bahnhof von Nellore.

Foto: REUTERS/STRINGER/INDIA

Das Unglück ereignete sich in der Nähe der Stadt Nellore.

Grafik: stepmap.de

Neu Delhi- Bei einem verheerenden Zugbrand im Süden Indiens sind Dutzende Passagiere ums Leben gekommen. Nach Angaben der Behörden brach das Feuer am frühen Montagmorgen in einem der Wagen des Fernzugs von Neu Delhi nach Chennai, dem ehemaligen Madras, aus. Der Wagen brannte vollständig aus, die im Schlaf überraschten Passagiere konnten nur über einen Ausgang flüchten.

"Bisher wurden 32 Leichen geborgen, 26 Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht", sagte ein Verwaltungsbeamter aus dem Bezirk Nellore im Bundesstaat Andhra Pradesh Stunden nach dem Unglück. Nach seinen Angaben befanden sich in dem ausgebrannten Wagen noch weitere Tote. Wegen der glühenden Hitze im Inneren des Unglückswagens drangen die Bergungskräfte aber nur unter großen Schwierigkeiten zu ihnen vor. Unter anderem versuchten sie, sich mit Schneidbrennern Zugang ins Innere zu verschaffen.

Vermutlich Kurzschluss als Ursache

Ausgelöst wurde der Brand vermutlich durch einen Kurzschluss in der Nähe der Toiletten. "Das Feuer breitete sich rasch aus und blockierte die Tür an einem Ende des Wagens, es gab somit nur noch einen Ausgang", berichtete Bezirkschef B. Sreedhar dem Nachrichtensender NDTV. Nach seinen Angaben wurde der Brand bemerkt, als der Expresszug mit 110 Stundenkilometern den Bahnhof von Nellore passierte. Das Bahnhofs-Personal habe daraufhin die Bahnbehörden alarmiert.

Fernsehbilder zeigten den verkohlten, rauchenden Wagen inmitten von Rettungskräften, Überlebenden und Schaulustigen; seine Fenster sind vergittert. Unter schockierten Schreien von Angehörigen bargen die Retter eine Leiche nach der anderen aus dem Inneren und legten sie nebeneinander entlang der Schienen ab. Andere Überlebende saßen wie betäubt neben ihren Koffern. "Ich wachte auf, weil Leute in unseren Wagen rannten. Er war direkt an den Unglückwagen angekoppelt und voller Rauch", erzählte ein Passagier NDTV.

Veraltetes Bahnsystem

Im Gegensatz zu seinem Luftverkehr ist Indiens Bahnsystem völlig veraltet, Schienen und Züge stammen oftmals noch aus der britischen Kolonialzeit. Immer wieder kommt es deshalb zu Zugunglücken. Im vergangenen März stürzte der damalige Verkehrsminister Dinesh Trivedi über Pläne, die Sicherheit der Bahn massiv zu verbessern und dies mit Preiserhöhungen bei den Tickets zu finanzieren. Zu Fall brachte ihn seine eigene Trinamool Kongress-Partei, weil sie Preiserhöhungen für die Ärmsten ablehnte.

Laut Behördenstatistik starben allein im Jahr 2009 mehr als 25.700 Menschen im indischen Zugverkehr - obwohl die Gründe nicht offiziell angegeben werden, sterben die meisten Opfer, weil sie durch die offenen Türen aus hoffnungslos überfüllten Wagen fallen oder auf den meist ungeschützten Schienen von Zügen erfasst werden. (APA/AFP, 30.7.2012)