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Hiroshi Hoketsu mit Stute Whisper.

Foto: AP/ Martin Meissner

Fast hätte Hiroshi Hoketsu die Beherrschung verloren am 4. März dieses Jahres, nachdem er sich beim französischen Dressur-Championat in Vidauban mit seiner Stute Whisper für London qualifiziert hatte. "Um es prunkvoll auszudrücken, ist das ein Wunder", sagte der Mann aus Tokio wenige Tage vor seinem 71. Geburtstag. In London ist Hoketsu der älteste Athlet. Dennoch sind es eigentlich erst seine dritten Spiele.

1964 ging der 23-Jährige daheim noch als Springreiter an den Start, wurde auf Raro im Einzel Letzter (40.). Im Alter von 42 Jahren sattelte der inzwischen in der Pharmabranche erfolgreiche Manager wegen nachlassender Sehkraft auf Dressur um. 1984 schmückte er nur als Ersatzmann die Spiele in Los Angeles, vier Jahre später hinderten die strengen Quarantänebestimmungen in Seoul nicht ihn, aber sein Pferd am Start. 2008 feierte Hoketsu schließlich sein Comeback - als ältester Teilnehmer der Pekinger Spiele wurde er im Einzel auf Whisper 34. und mit der Mannschaft Neunter.

Als aufs Land verschicktes Kind eines Diplomaten entdeckte Hoketsu kurz nach dem Zweiten Weltkrieg seine Liebe zum Reitsport. Starrköpfigkeit, Leidenschaft und unersättliches Streben nach Perfektion hielten ihn nach eigenen Angaben als Leistungssportler so lange bei der Stange. In Japan ist er ein Idol, wird die Hoffnung aller alten Männer und gerne auch Majestät genannt.

Hoketsu lebt seit 2003 in Aachen und trainiert im Stall des Niederländers Ton de Ridder. Motoko, seit 42 Jahren seine Ehefrau, blieb der Kinder wegen in Tokio zurück. Hiroshi Hoketsu pendelte schon vor der Pension zwischen den USA und Japan. Seine körperliche Verfassung, so glaubt er, würde ihn nicht daran hindern, 2016 in Brasilien der älteste Oympia-Athlet aller bisheriger Zeiten zu werden, also den schwedischen Schützen Oscar Swahn abzulösen, der 1920 in Antwerpen mit fast 73 Jahren Silber gewann. "Aber Whisper wäre in Rio schon 19", sagt Hiroshi Hoketsu, "das ist zu alt für ein Turnierpferd." (Sigi Lützow, DER STANDARD, 28.7.2012)