Pathogene Pilze verursachen bei Patienten mit geschwächten Immunsystem Infektionen mit hoher Sterblichkeit. Infektionskrankheiten sind weltweit die Todesursache Nummer Eins, pathogene Pilze sind dabei für sehr gefährliche Infektionen verantwortlich. In Karl Kuchlers CD-Labor der MedUni Wien wurden nun die molekularen Entstehungsursachen von lebensbedrohlichen Entzündungsreaktionen, die durch Pilzinfektionen hervorgerufen werden, entschlüsselt.

Bei Infektionskrankheiten ist häufig nicht der Erreger selbst, sondern eine überschießende entzündliche Immunantwort (Sepsis, Anm.) für die fatalen Folgen, wie zum Beispiel Organschäden im Organismus, verantwortlich, heißt es in einer Aussendung der MedUni Wien. Auf Intensivstationen ist Sepsis weltweit die zweithäufigste Todesursache. Insbesondere bei stark immungeschwächten PatientInnen stellen lebensbedrohliche Candida Pilzinfektionen ein hohes Risiko für Sepsis dar.

Die Erkenntnis der Forscher: Zwei hochaggressive Typen von Fresszellen des Immunsystems (Neutrophile und inflammatorische Monozyten), die allerdings auch hohes kollaterales Zerstörungspotential besitzen, vermitteln die entzündliche Reaktion bei der Candida Infektion. Bestimmte Interferone, Botenstoffe des Immunsystems, die bei Pilzinfektionen ausgeschüttet werden, stimulieren die Einwanderung dieser Immunzelltypen in infizierte Organen und führen zur Sepsis.

Immunantwort blockieren

"Wir konnten erstmals zeigen, dass die gezielte Blockade dieser Immunantwort mit entzündungshemmenden Medikamenten eine Candida-Sepsis und somit die Sterblichkeit deutlich reduziert" sagt Karl Kuchler, der in der Studie eine entzündungshemmende Substanz verwendete, die auch als Wirkstoff zur Behandlung von Typ II Diabetes eingesetzt wird, nämlich Pioglitazon.

Durch die Gabe des Medikaments konnte zumindest im Mausmodell die Zahl und Aktivität von Neutrophilen und inflammatorischen Monozyten gezielt vermindert und die Überlebensrate bei invasiven Candida Infektionen erhöht werden. "Die gezielte Blockade überschießender Immunreaktionen könnte daher neue therapeutische Ansätze ergeben, um die Heilungschancen bei einer lebensbedrohlichen Pilzsepsis zu erhöhen", meint Kuchler. (red, derStandard.at, 27.7.2012)