Soweit der Traum. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus.

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Es ist ein netter Kollege, vielleicht nicht immer am Boden der Tatsachen. Aber die Welt braucht auch die Träumer und die Fantasten. Diejenigen, die wollen, auch wenn sie vielleicht gerade nicht können.

Der Kollege hat einen guten Geschmack, in vielerlei Hinsicht, mit Autos kennt er sich besonders gut aus. Über die neuen Autos weiß er bestens Bescheid, wenn auch mehr theoretisch. Wer kommt denn schon in die Verlegenheit, all diese neuen Autos zu fahren. Aber er liest viel. Und redet viel.

Noch besser kennt er sich mit alten Autos aus, wie gesagt, der Mann hat Stil. Derzeit beschäftigt er sich mit dem Gedanken, sich ein neues Auto zuzulegen. Ein altes natürlich.

Dieser Jaguar E-Type täte ihn interessieren, jener aus dem Jahr 1972, der mit dem Zwölfzylinder. An der Côte d'Azur steht derzeit einer, der wäre zu haben. Auch ein alter Porsche täte ihn interessieren, obwohl: Massenware.

Am liebsten also doch der Aston Martin. Da weiß er einen. Ein DB5 aus dem 64er-Jahr, der aus Goldfinger.

Zu unserem Treffen kam der Kollege mit einem Mazda aus den späten 80er-Jahren, kein Oldtimer, nicht einmal ein Youngtimer, eigentlich Schrott. Mit dem Pickerl wird es eng werden, erklärte er. Als er zuletzt Reifen wechseln wollte, fuhr der Wagenheber durch die rostige Karosserie, ohne dass sich der Wagen gehoben hätte. Er schaue sich jetzt nach einem gebrauchten Toyota um, derzeit sei er etwas klamm. "Und der Aston Martin?", fragte ich bestürzt. "Den kauf ich mir danach", erklärte der Kollege. Ich hatte den Eindruck: Der glaubt das wirklich. (Michael Völker, AutoMobil, DER STANDARD, 27.7.2012)