Wie es schnell bergab gehen kann, hat der neue Kärntner ÖVP-Chef in seiner Jugend oft selbst vorgeführt. Gabriel Obernosterer war vier Jahre lang im Nationalkader der Naturbahnrodler. Und das durchaus erfolgreich: 1971 und 1973 schafft er es im Doppelsitzer bei den Europameisterschaften auf den zweiten Platz.

Jetzt soll der gebürtige Lesachtaler schauen, dass es rasch aufwärtsgeht, mit der Kärntner ÖVP nämlich. Obernosterer übernimmt einen Trümmerhaufen.

100.000 Euro sind illegal vom Steuerberater Dietrich Birnbacher in die Parteikasse gewandert. Das hat der nunmehrige Ex-Parteichef und Ex-ÖVPler Josef Martinz zugegeben. Obernosterer soll nun den Karren aus dem Korruptionssumpf ziehen - und wie man in Kärnten hört, ist er dafür keine schlechte Wahl. Der Christlichsoziale, der Mittwochabend zum geschäftsführenden Parteichef gekürt worden ist, gilt als geradlinig und korrekt.

Zupacken hat er nicht nur als Sportler gelernt. Der 57-Jährige ist gelernter Kfz-Mechaniker. Beruflich suchte er seinen Weg aber in der Gastronomie. Drei Jahre lang war er in München bei Wienerwald tätig, 1977 übernahm er das elterlichen Wirtshaus. Seither hat der verheiratete Vater von zwei Kindern den Betrieb ausgebaut - und etwa um ein Alm-Wellnesshotel erweitert. Politik betreibt er seit 1985, damals noch als Gemeinderat. 2006 schafft er den Sprung in den Nationalrat, dort fungiert er als Tourismussprecher.

Als Neo-Parteichef droht ihm jetzt aber schon neues Ungemach: Landesrat Achill Rumpold war Büroleiter von Josef Martinz, und er ist (derzeit karenzierter) Landesparteisekretär. Rumpold bestreitet jede Mitwisserschaft. Ob das auch so ist, wird Obernosterer klären müssen - schon aus Eigeninteresse.

Spannend wird auch sein, ob er die Partei strategisch neu ausrichtet. Der Hotelier ist kein Freund der Freiheitlichen. Sicher auch, weil ihn FPK-Klubchef Kurt Scheuch wegen des Verdachts der Falschaussage vor einem Untersuchungsausschuss (Kärnten- Werbung) angezeigt hatte - es folgte ein rechtskräftiger Freispruch.

Binnen dreier Monate soll ein Parteitag stattfinden. Spätestens bis dahin muss Obernosterer zeigen, dass er das Zeug hat, mehr als ein Notnagel einer durchgebeutelten Landespartei zu sein. Stoff für den Villacher Fasching wird es dennoch genug geben - die Kritik könnte aber wenigstens in der Familie bleiben, der Prangerredner, der "Noste", ist sein Cousin. (Peter Mayr, DER STANDARD, 27.7.2012)