Noch mehr als für andere Staaten zählt - aus einleuchtenden Gründen - für Israel der Schutz seiner Bürger zu den fundamentalen Prinzipien. Tausend inhaftierte Palästinenser hat Israel im Vorjahr im Austausch für den entführten Soldaten Gilad Shalit freigelassen.

Das allein macht deutlich, wie absurd die Behauptung des Iran ist, Israel selbst habe den blutigen Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien inszeniert, um dann andere Länder beschuldigen zu können.

Teherans Attacke auf dem diplomatischen Feld hat gleichwohl Methode. Deren Zweck ist Propaganda und Ablenkung. Denn die israelische Darstellung, wonach der Iran und die von ihm unterstützte libanesische Schiiten-Organisation Hisbollah ("Partei Gottes") hinter der jüngsten Serie von Anschlägen und Anschlagsversuchen auf Israelis im Ausland stünden, ist um einiges plausibler.

Diese Terroroffensive lässt sich wiederum als Antwort Teherans auf den verdeckten Krieg denken, den Israel seit Jahren gegen das iranische Atomprogramm führt: mutmaßlich mit Mordanschlägen gegen führende Köpfe dieses Programms und Cyberattacken auf iranische Datenbanken (Letztere mit starker US-Beteiligung).

Israels Ankündigung von Vergeltungsaktionen für den Anschlag von Burgas lässt befürchten, dass sich die Spirale immer schneller dreht - bis aus dem unerklärten der offene Krieg wird, den niemand mehr kontrollieren kann. (Josef Kirchengast, DER STANDARD, 27.7.2012)