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NBA-Superstar Kobe Bryant hat die Goldmedaille im Visier. Seit 2006 haben die USA kein Bewerbsspiel mehr verloren. Dennoch warnt Bryant: "Wir haben Schwächen."

Foto: EPA/PETER POWELL

London/Wien - Ein Hauch von Nostalgie waberte durch die Arena Palau Sant Jordi in Barcelona, als Kobe Bryant, LeBron James und Kevin Durant das Parkett betraten. Gastgeber Spanien hatte am Dienstag beim letzten Testspiel des US-amerikanischen Basketballteams vor den Olympischen Spielen nichts zu melden, die mit millionenschweren NBA-Stars gespickte Mannschaft von Coach Mike Krzyzewski gewann klar mit 100:78.

Der Ort der Generalprobe für das olympische Turnier in London war sorgsam gewählt. Vor genau 20 Jahren, bei den Spielen in Barcelona, traten die USA erstmals mit Profispielern an. Unter der Ägide von Stars wie Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird und David Robinson wurden auf dem Weg zum Olympiasieg acht Siege gefeiert, durchschnittlich verloren die eklatant unterlegenen Gegner mit 43 Punkten Unterschied. Das Dream Team war geboren.

"Wir wurden damals nicht wirklich herausgefordert", erinnerte sich Robinson, mit 270 Punkten bester Werfer des Teams USA bei Olympischen Spielen, in Barcelona an den Triumph 1992. "Diesmal werden die Jungs wohl ein paar Mal herausgefordert werden. Aber es ist großartig zu sehen, dass Basketball weltweit immer besser und besser wird."

Gegner rücken näher

Die Konkurrenten des 13-fachen Olympiasiegers (bei bisher 16 Teilnahmen) rücken näher, die Rolle als Topfavorit werden die USA aber auch diesmal in London nicht los. Daran änderte auch die Schmach bei den Spielen 2004 in Athen nichts. Die Amerikaner kassierten damals gegen Puerto Rico (73: 92) die erste Niederlage seit der Zulassung von Profi-Basketballern und mussten sich nach zwei weiteren Pleiten gegen Litauen und Argentinien im Halbfinale mit Bronze zufriedengeben. In der Heimat wurden die Stars damals derart mit Häme überschüttet, als hätten sie gerade gegen Amateure aus dem luxemburgischen Düdelingen verloren.

Dieses Szenario ist, geht es nach LeBron James, in London auszuschließen. Im Kader des Titelverteidigers stehen fünf Weltmeister und fünf Olympiasieger von 2008. "Wir werden von Tag zu Tag besser", sagte der Forward des aktuellen NBA-Champions Miami Heat. Der 27-Jährige, der pro Jahr 53 Millionen Dollar verdienen soll, hat sich den Schriftzug "Der Auserwählte" auf den Rücken tätowiert. Eine Warnung schickt der 2,03 m große Athlet an die Konkurrenz: "Olympia bedeutet mir sehr viel."

Von einer ganz und gar nicht g'mahten Wies'n für die Basketball-Millionäre geht hingegen Kobe Bryant aus. "Wir haben Schwächen", sagt der 1,98 m große Shooting-Guard der Los Angeles Lakers vor der olympischen Auftaktpartie am Sonntag gegen Frankreich. "Vor allem sind wir zu klein." Die Teamkollegen Tyson Chandler (2,16) oder Anthony Davis (2,08) sind da vielleicht anderer Ansicht. Die leichten Zweifel des Basketball-Giganten an der Vorherrschaft nützen die Franzosen zum verbalen Gegenschlag. "Wir müssen vor dem Spiel keine Angst haben", sagte NBA-Star Tony Parker von den San Antonio Spurs. "Das US-Team 2012 ist nicht unschlagbar."

Trotz der Testpleite gegen die Amerikaner bleibt Spanien der erste Herausforderer. Die Iberer sinnen auf Revanche für die Finalniederlage gegen die USA 2008 in Peking (107:118). Die Brüder Pau (2,13) und Marc Gasol (2,16) setzen auf ihre Qualitäten unter dem Korb. "Man muss sie vom Korb fernhalten", sagt James.

"Wir wissen, was für ein außergewöhnliches Team Spanien ist", sagt US-Coach Krzyzewski. Mit dem College-Trainer der Duke University in Durham, North Carolina, haben die USA seit 2006 kein Spiel mehr verloren. Der 65-jährige Krzyzewski, 1992 Ko-Trainer des Dream Team, wollte es bei der Nostalgie belassen und keine Vergleiche ziehen. "Jedes Team ist für sich einzigartig." (krud, DER STANDARD, 26.7.2012)