Wien - Die Grünen sind überzeugt, dass mit anonymisierten Bewerbungsverfahren die Chancengleichheit für Arbeitsuchende erhöht würde.  Frauensprecherin Judith Schwentner und Menschenrechtssprecherin Alev Korun forderten am Mittwoch in einer Pressekonferenz als ersten Schritt ein solches Modell für den öffentlichen Dienst. Die Hürden für Frauen, ältere Arbeitnehmer, Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderte würden damit niedriger, so die Grünen.

Anonymisierte Formulare

Sie beriefen sich auf ein großes Pilotprojekt in Deutschland unter Beteiligung von Ministerien, Verwaltungsstellen und großer internationaler Unternehmen. Die Empfehlung daraus: Als erste Bewerbungsunterlage - für die Zulassung zu Bewerbungsgespräch oder Test - sollten standardisierte anonymisierte Formulare verwendet werden. Darin wird nur die Qualifikation abgefragt, nicht der Name, das Alter oder die Herkunft. Auch ein Foto wird nicht verlangt.

Das Ergebnis war, so Korun, dass am Arbeitsmarkt benachteiligte Gruppen wie Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund wesentlich häufiger zu Bewerbungsgesprächen eingeladen wurden. Der Vorteil für die Arbeitgeber: Sie können aus einem viel breiteren Talentepool schöpfen - und waren selbst über den Imagegewinn erfreut, den sie mit dem Hinweis auf die praktizierte Chancengleichheit erreichten.

Öffentlicher Dienst als gutes Beispiel

In Österreich wäre eine solche Regelung dringend nötig, meinte Schwentner, unter Hinweis auf die vielen Diskriminierungsfälle, die der Gleichbehandlungsbericht immer wieder aufzeigt. Der öffentliche Dienst sollte als gutes Beispiel für die Privatwirtschaft vorgehen. Im englischsprachigen Raum seien anonymisierte Bewerbungen in der ersten Stufe gang und gäbe, Belgien hat sie für den öffentlichen Dienst 2005 eingeführt. Mit einem Entschließungsantrag wollen die Grünen das nun auch für Österreich erreichen. (APA, 25.7.2012)