Mit Han Bennink gastiert ein Schlagzeugmeister beim Festival Glatt & Verkehrt in Krems.

Foto: Glatt & Verkehrt

Ihn einen Schlagzeuger zu nennen ist glatt untertrieben. Für Han Bennink ist die Bühne eine Spielwiese, auf der er jedes Mal neue Objekte findet, die zur kreativen Zweckentfremdung einladen. Das kann ein Instrument sein, aber auch ein Stuhl oder schlicht der Holzboden. Bennink versteht selbst auf den Bühnenbrettern mitreißend zu swingen. Dabei ist das 70-jährige Enfant terrible einer der großen Protagonisten des freien Jazz niederländischer Prägung.

Im Rahmen von Glatt & Verkehrt steht selbst für ihn Ungewöhnliches zu erwarten: wird er doch am Donnerstag mit dem 34-jährigen persischen Daf- und Tombak-Virtuosen Mohammed Reza Mortazavi in perkussionistische Dialoge eintreten. Glatt & Verkehrt 2012 tendiert weg vom kulinarischen "Weltmusik"-Festival, hin zu einem Event, das sich wagemutig in interstilistische Experimente stürzt: Neben Mortazavi/Bennink steht für diesen Trend auch der ebenfalls am Donnerstag zu hörende libanesisch-französische Trompeter Ibrahim Maalouf, der an der Vierteltontrompete orientalischen Background, klassische Ausbildung und vieles mehr ineinanderfließen lässt.

Und auch zwei verheißungsvolle Auftragsprojekte ragen in diesem Sinne aus dem Programm heraus, das auch Headliner wie Hugh Masekela (29. 7.) und Juan de Marcos & Afro Cuban All Stars (28. 7.) aufweist: Am Samstag macht das Akustik-Techno-Trio ElektroGuzzi mit den Kubanern von Yoruba Percussion gemeinsame Sache. Bereits heute, Mittwoch, wird nicht nur der koreanische Paradiesvogel Youn Sun Nah mit Gitarrist Ulf Wakenius auftreten. Der Wiener Burkhard Stangl versucht sich auf seine Weise der Volksmusiktradition zu nähern und lässt Imaginary Folksongs hören. Schräg! (felb, DER STANDARD, 25.7.2012)