London - Einen scheinbar paradoxen Effekt haben britische Wissenschafter bei Dörrobstmotten entdeckt: Sind deren Weibchen schlecht genährt, dann bringen sie gesündere Nachkommen hervor als gut versorgte Mütter. Müssen die weiblichen Tiere mit Futter von mangelhafter Qualität auskommen, investieren sie offenbar besonders viel in die Gesundheit ihres Nachwuchses. Diese Nachkommen verfügen über ein sehr aktives Immunsystem und können Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien besser abwehren, wie die Forscher in den "Proceedings B" der britischen Royal Society berichten.

Mike Boots von der University of Exeter (Cornwall Campus) und Katherina Roberts von der University of Leeds widerlegen mit ihrer Untersuchung die intuitive Vermutung, dass Nachkommen zwangsläufig unter den schlechten Lebensumständen ihrer Mütter leiden. Sie kommen zu dem Schluss, dass gerade in einer schlechten Umgebung und bei hohem Krankheitsrisiko jeder einzelne Nachkomme für die Mutter besonders wertvoll ist - und deshalb von ihr offenbar mit besonders viel Widerstandskraft ausgestattet wird.

Besser gegen Viren gerüstet

Die Forscher hatten Gruppen von Dörrobstmotten (Plodia interpunctella) Futter verabreicht, das mit einem unverdaulichen Quellstoff angereichert war. Der Anteil variierte von Gruppe zu Gruppe, die Qualität des Futters reichte auf diese Weise von "ganz gut" bis "sehr schlecht".

Den Nachwuchs der Motten infizierten die Wissenschafter mit einem Virus. Es zeigte sich, dass diejenigen Motten, deren Mütter besonders schlechtes Futter bekommen hatten, die Viren am besten bekämpfen konnten. Bei ihnen wiesen die Forscher außerdem eine hohe Phenoloxidase-Aktivität nach. Dieses Enzym ist vor allem an der Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien oder Pilzen beteiligt. (APA/red, derstandard.at, 28.7.2012)