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Die Pille sowie Verhütungspflaster oder Vaginalring sind laut Studie mit einem minimal erhöhten Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt behaftet.

Foto: APA/Jörg Lange

Weibliche Geschlechtshormone in Antibabypille, Verhütungspflaster oder Vaginalring können die Blutgerinnung beeinflussen und - in seltenen Fällen - zu Blutgerinnseln führen. Die Folge können tiefe Beinvenenthrombosen, Lungenembolien, Herzinfarkt oder Schlaganfall sein.

Eine aktuelle dänische Studie hat nun das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt über einen Zeitraum von 15 Jahren bei insgesamt mehr als 1,6 Millionen Frauen untersucht. Die Gefahr für die einzelne Frau ist nach Einschätzung der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sehr gering und lässt sich durch Vorsichtsmaßnahmen zusätzlich vermindern.

Thrombose-Risiko seit langem bekannt

"Das Thrombose-Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien von hormonellen Verhütungsmitteln ist seit Langem bekannt", erläutert Matthias Endres, erster Vorsitzender der DSG und Direktor der Klinik für Neurologie an der Berliner Charité: "Das ist ein Grund, warum die Antibabypille auch 50 Jahre nach ihrer Einführung weiterhin verschreibungspflichtig ist."

Bevor Frauenärzte ein Rezept ausstellen, müssen sie das individuelle Risiko ihrer Patientin sorgfältig abschätzen. "Eine bekannte Thrombose-Neigung oder starkes Übergewicht sind oft ein Grund, auf andere wirksame Verhütungsmethoden zu wechseln", sagt Endres.

Geringes persönliches Risiko

Das Thrombose-Risiko in den Venen ist gut untersucht: Im schlimmsten Fall kann es zu einer Lungenembolie führen. Doch zum Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko gab es nach Auskunft von Endres bislang kaum zuverlässige Zahlen.

Dies ändert nun eine Untersuchung aus Dänemark: Sie liefert nach Einschätzung des Berliner Experten eine sichere Grundlage für die ärztliche Beratung. Die Kopenhagener Forscher haben darin sämtliche Verordnungen hormoneller Verhütungsmittel über einen Zeitraum von 15 Jahren mit Krankenhausbehandlungen wegen Schlaganfall und Herzinfarkt in Beziehung gesetzt. "Die Untersuchung belegt, dass ein minimales Risiko vorhanden ist", stellt der Experte fest. "Es ist aber deutlich geringer als das Risiko einer venösen Thrombose."

Nach den Berechnungen der dänischen Forscher komme es im Durchschnitt pro Jahr bei 6,8 von 10 000 Frauen, die eine der heute üblichen Methoden hormoneller Empfängnisverhütung anwenden, zu einer venösen Thrombose. Zwei Frauen von 10.000 würden pro Jahr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, wobei das Risiko je nach Art und Dosis der Hormone variieren kann. "Bei der Antibabypille spielt die Dosis der Östrogene und die Wahl des Gestagens eine Rolle", erläutert Hans-Christoph Diener, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum in Essen. 

Spirale hat keinen Einfluss

Auch Verhütungspflaster oder Vaginalring sind laut Studie mit einem minimal erhöhten Risiko behaftet. Für die Spirale - in der Variante, die Hormone freisetzt - ergab sich dagegen kein erhöhtes Risiko.

Für die Beratung der Frauen seien dies sicherlich wichtige Informationen, so Hans-Christoph Diner, der insgesamt keinen Grund zu großer Sorge sieht. "Hormonpräparate dürfen jedoch niemals unbedacht eingesetzt werden", mahnt der Experte aus Essen: "Im Zweifelsfall sollten sich Frauen ärztlich beraten lassen und auf andere, ebenfalls sichere Verhütungsmittel zurückgreifen." (red, derStandard.at, 23.7.2012)