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Demonstration in Washington D.C.

Foto:Jacquelyn Martin/AP/dapd

Amerikas Aids-Lobby hat einen Grund zum Feiern. Diese Woche treffen sich tausende Wissenschaftler, Aktivisten und Betroffene in Washington D.C. zur International AIDS Conference. Nach 22 Jahren findet zum ersten Mal eine internationale Konferenz zu dem Thema auf amerikanischem Boden statt. Mehr als zwei Jahrzehnte hatte es zuvor gedauert, bis die USA 2010 das Einreiseverbot für Ausländer mit der Viruserkrankung aufhoben. Bis dahin mussten sich Immigranten HIV-Tests unterziehen und infizierte Besucher eine spezielle Genehmigung einholen, bevor sie das Land betreten durften.

Diese Schikane gehört der Vergangenheit an. Nun zelebriert die US-Hauptstadt die prestigereiche Tagung. Gleichzeitig muss sie sich viel Schelte anhören wegen des gegenwärtigen Stands bei HIV-Prävention, -Aufklärung und -Medikation. Washington D.C. zählt zu den Städten mit der höchsten HIV-Infektionsrate im ganzen Land. Fast drei Prozent aller über 13-jährigen Washingtonians tragen das Virus in sich, viele davon, ohne es zu wissen. Damit hat D.C. eine höhere Infektionsrate als Entwicklungsländer wie der Kongo, Ruanda und Äthiopien. Jahrelang hat die Stadt HIV als Randphänomen abgetan, als eine Krankheit, die lediglich schwule Männer und Drogenabhängige betreffe.

Dementsprechend konzipiert waren die Kampagnen und Programme. Mittlerweile nimmt man sich ein Beispiel an afrikanischen Ländern und geht umfassender und aggressiver in der HIV-Prävention vor. Gesundheitsorganisationen versuchen die Epidemie in der US-Hauptstadt einzudämmen. Mit regelmäßigen Aufklärungskampagnen haben sie Kirchen und Schulen im Visier und bieten bei Führerscheinabholstellen, Supermärkten und vor U-Bahn-Stationen gratis HIV-Tests und Kondome an. Vielleicht ist Washington D.C. dann bei der nächsten Aids-Konferenz auf Augenhöhe mit einigen Entwicklungsländern. (Solmaz Khorsand, derStandard.at, 23.7.2012)