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Das Euro-Schiff in schwerer See: Die Schuldenkrise beutelt die Gemeinschaftswährung und dei europäischen Börsen ordentlich durch.

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Berlin/Frankfurt/Main - Der Euro ist zu Wochenbeginn erstmals seit gut zwei Jahren unter die Marke von 1,21 US-Dollar gesunken. Die Euro-Schuldenkrise belastet die Gemeinschaftswährung immer stärker: Binnen Jahresfrist hat der Euro zum Dollar mehr als 20 Cent verloren, zum japanischen Yen liegt er auf dem tiefsten Stand seit elf Jahren. Während sich abermals die Frage nach dem Verbleib Griechenlands im Währungsraum stellt, rücken in Spanien die angeschlagenen Regionen in den Fokus. Hinzu kommen rekordhohe Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen, die die viertgrößte Euro-Wirtschaft über hohe Refinanzierungskosten immer stärker unter Druck setzen.

Lage für Spanien erneut verschärft

Die Lage am Anleihemarkt Spaniens hat sich zu Wochenbeginn abermals deutlich verschärft und droht zu eskalieren. Die Renditen für spanische Staatsanleihen erreichten am Montag in vielen Laufzeiten neue Rekordstände. Mittlerweile liegt die Rendite nicht nur im Zehnjahresbereich über der kritischen Marke von sieben Prozent, sondern auch bei Anleihen mit einer Restlaufzeit von fünf Jahren. Dieses hohe Niveau gilt für einen Staat auf Dauer als nicht finanzierbar. Die Rendite für zweijährige Anleihen betrug am Montagvormittag erstmals mehr als sechs Prozent.

Die Wirtschaft Spaniens hat nach Ansicht der Notenbank indes auch im zweiten Quartal kräftig an Fahrt verloren. Das Bruttoinlandsprodukt sei zwischen April und Juni voraussichtlich um 0,4 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Bereits zum Jahresanfang hatte es ein Minus von 0,3 Prozent gegeben. Damit beschleunigt die Konjunktur in dem hoch verschuldeten Land ihre Talfahrt weiter. Im Fahrwasser Spaniens trübte sich auch die Lage am Rentenmarkt Italiens ein.

Auch Berichte über einen drohenden Staatsbankrott Griechenlands verunsichern die Anleger: Die Kurse an der Börse in Athen rutschten am Montag gegen Mittag um mehr als sechs Prozent ab. Auch in Spanien, das seinen angeschlagenen Banken unter die Arme greifen muss, und in Italien, gaben die Aktienkurse stark um mehr als fünf Prozent nach.  Insgesamt leiden die Börsen in Europa aber auch in Asien unter der schlechten Stimmung der Anleger. Und das, nachdem die internationalen Handelsplätze schon vergangenen Woche kräftig im Minus geschlossen haben (siehe dazu die Marktberichte)

Deutschland rügt wieder Athen

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die griechische Regierung ermahnt, die vereinbarten Reformen und Sparmaßnahmen umzusetzen. "Wenn es Verzögerungen gegeben hat, muss Griechenland diese aufholen", sagte Schäuble der "Bild"-Zeitung. Eine Prognose zum Verbleib des hoch verschuldeten Landes in der Eurozone lehnte er dem Blatt zufolge ab. Er werde der Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) nicht vorgreifen, sagte Schäuble.

Die Experten der Troika werden in dieser Woche erneut in Athen erwartet. "Wenn der Troika-Bericht vorliegt, wird die Eurogruppe beraten", sagte Schäuble dem Blatt. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte am Sonntag unter Berufung auf ranghohe EU-Vertreter berichtet, der IWF als einer der Hauptgeldgeber habe signalisiert, sich nicht an weiteren Finanzhilfen für Griechenland beteiligen zu wollen. Die griechische Regierung hat nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, ihre Sparauflagen im Gegenzug für die internationalen Finanzhilfen zu erfüllen.

Kommission gegen Grexit

Die EU-Kommission hat am Montag neuerlich betont, dass Griechenland in der Eurozone verbleiben soll. Angesprochen auf Berichte, wonach der IWF seine Zahlungen an Griechenland einstellen könnte, hieß es seitens der Kommission lediglich, zu Gerüchten keine Stellung nehmen zu wollen.

Auf die sich verschlechternde Lage für Spanien angesprochen, sagte der Kommissionssprecher, dass auf tägliche Bewegungen an den Märkten nicht reagiert werde. Außerdem gebe es zahlreiche Instrumente wie Hilfe aus dem Rettungsschirm EFSF. Zuletzt habe am Freitag die Eurogruppe der Finanzminister die Hilfe für spanische Banken auf den Weg gebracht, wobei am morgigen Dienstag das Memorandum of Understanding über die konkreten Bedingungen unterzeichnet werde. Ebenso wie Spanien sei auch Italien mit seinen Reformen auf dem richtigen Weg, die Defizite abzubauen und nachhaltig zu sanieren. "Das ist der Weg in die richtige Richtung, um das der gegenwärtigen Krise herauszukommen".

Bestätigt wurde ein Treffen am Montag zwischen EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und EZB-Chef Mario Draghi. Allerdings hieß es dazu, es handle sich lediglich um einen der vielen Kontakte zwischen beiden Präsidenten.

Euro-Austritt Griechenlands hat Schrecken verloren

Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hält indes einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr für unwahrscheinlich. "Für mich hat ein Austritt Griechenlands längst seinen Schrecken verloren", sagte Rösler am Sonntag in ARD-Sommerinterview. Zunächst sei aber im Herbst der Troika-Bericht abzuwarten.

Allerdings sei er mehr als skeptisch, dass Athen die Auflagen erfüllen könne, sagte Rösler. "Wenn Griechenland seine Auflagen nicht mehr erfüllt, dann kann es keine weiteren Zahlungen geben." Griechenland sei dann zahlungsunfähig, und vielleicht kämen die Griechen dann von selbst darauf, auszutreten. (APA, 23.7.2012)