Nicht nur in Österreich kam es am Wochenende zu schweren Unwettern, auch in China regnete es stundenlang. Peking erlebte in der Nacht auf Sonntag die schwersten Regenstürme seit 61 Jahren. Mindestens 37 Menschen starben. Am schlimmsten verwüsteten die Regenfluten die dichtbesiedelten Vorstädte. Bis zu 80000 Menschen strandeten auf den Flughäfen, 500 Flüge mussten gestrichen werden.

In Pekings Innenstadt überschwemmte der Regen die Unterführungen der Brücken und tiefergelegene Straßenzüge so schnell, dass sich eine Reihe von Fahrern aus ihren gefluteten Wagen nicht mehr selbst befreien konnten und herausgeholt werden mussten.

Kritik an sturer Bürokratie

Die Stadt rief alle 7000 Verkehrspolizisten zum Noteinsatz zusammen, Pekings Parteichef Guo Jinlong ließ weitere 100.000 Helfer aus der Stadtbevölkerung mobilisieren. 12.000 Bürger pumpten Wasser von den Straßen ab. Bekannte Schauspieler und Autoren boten ihre populären Blogseiten als Plattformen an, über die Information und Hilfsangebote ausgetauscht werden konnten. Bürger meldeten sich freiwillig zu Rettungsfahrten in Konvois, um am Flughafen gestrandete Pekinger abzuholen und wieder nach Hause zu bringen.

Nach dem großen Regenchaos wurde am Sonntag aber auch scharfe Kritik an der sturen Bürokratie laut. Verkehrsbeamte wurden beobachtet, wie sie Strafzettel an in den überschwemmten Straßen liegengebliebene und von den Fahrern verlassene Autos hefteten. Zorn lösten auch Maut-Stellen aus, die auf den Flughafen-Autobahnen weiter Mautgebühren von jedem durchfahrenden Auto verlangten. So hätten sich lange Warteschlangen gebildet, obwohl die Wagen bereits in kniehohem Wasser standen. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 23.7.2012)