Andreas Duscha hat gerade Kaffee gekocht und schaut nun aus seiner Küche ins Wohnzimmer, wo es außer Büchern nicht viel zu sehen gibt.

Foto: Lisi Specht

Der Künstler Andreas Duscha wohnt im 2. Wiener Bezirk. Michael Hausenblas erfuhr, warum es bei ihm fast keine Kunst gibt und warum Sammeln nicht sein Ding ist.

"Ich wohne hier seit 2008. Jemand hat in einer Kneipe damals davon erzählt, dass diese Wohnung frei wird, und das hat dann auch geklappt. Es gibt ein geräumiges Wohnzimmer, ein Bad, ein Schlafzimmer und eine Küche, deren Umbau sich als Großprojekt darstellt, das leider immer noch nicht abgeschlossen ist. Insgesamt misst die Mietwohnung, in der ich allein wohne, 60 Quadratmeter. Ach ja, und dann gibt's da noch die ehemalige Toilette am Hausgang. Dort ist jetzt praktischerweise eine Art Waschküche untergebracht.

Jetzt im Sommer hänge ich meine Wäsche im schönen Innenhof auf, den ich von meinem Schlafzimmer aus sehen kann. Ich könnte in diesem Garten auch grillen, hab es aber noch nie gemacht, was eigentlich dumm ist. Außerdem gibt's hier einen sehr großen Baum, in dem zwei Krähen leben. In puncto Lärmbelästigung sind die beiden kaum zu schlagen. Und für kämpferische Auseinandersetzungen sind sie zu clever.

Ich mag den Bezirk und diese Wohnung sehr. Schon als ich das erste Mal hierhergekommen bin, hatte ich ein gutes Gefühl. Das ist konstant geblieben. Es ist schön, dass man in der Wohnung von einem Ende zum anderen schauen kann. Das verleiht dem Ganzen eine Art Weitblick.

Auch die Lage ist wunderbar, hier in dieser ruhigen Gasse zwischen Karmelitermarkt und Augarten. Und das Restaurant Skopik & Lohn hab ich auch vor der Haustüre. Das war jetzt Schleichwerbung, oder? Auch gut. Vielleicht bekomme ich ja eine Mahlzeit umsonst.

Jedenfalls möchte ich hierbleiben. Es sei denn, ich finde irgendwann einmal eine, sagen wir mal, vollkommen sanierungsbedürftige Altbauwohnung mit Balkon, die ich dann selber umbauen kann. Ein weiterer Traum von mir wäre eine Hütte in der Einöde. Die müsste aus Beton sein und im krassen Gegensatz zur romantischen Natur stehen.

Kunst habe ich keine zu Hause. Die wird in meinem Atelier produziert, einer alten Druckerei, die ich mir mit dem Künstler Fabian Seiz teile. Grundsätzlich ist das beste Umfeld für mich eines, das minimalistisch gestaltet ist. Darin funktioniere ich am besten. Wenn ich nach Hause komme, und hier ist Chaos, dann bin auch ich im Chaos. Das hat viel mit 'Lebensraum macht Bewusstsein' zu tun. Außerdem hab ich's einfach gerne leer. Ich denke, die Art, wie man sich einrichtet, ist Ausdruck eines tiefen inneren Bedürfnisses. Der Wohnraum ist sozusagen der Spiegel der Psyche.

Ich bin eigentlich kein Sammler. Ich bin ein Wegschmeißer, was für einen Künstler eher untypisch ist. Ich mag weiße Wände. Natürlich bin ich froh, dass Menschen Kunst kaufen und bei sich aufhängen, aber irgendwie ist das Anhäufen und Aufhängen nicht mein Ding.

Wenn etwas Neues in die Wohnung kommt, dann hab ich davon eine sehr präzise Vorstellung. Im Moment denke ich an einen Servicewagen. Überhaupt kann ich zu Möbeln eine sehr intime Beziehung aufbauen, wobei mir nicht ganz klar ist, was diese Beziehung ausmacht. Es gibt einfach Stücke, die mich berühren. Und ich hab ein großes Faible für Handwerk.

Was es bei mir in der Wohnung meistens gibt, sind Blumen. Ich liebe Blumen. Blumen sind meine Skulpturen für Zuhause, und wenn ich doch etwas sammeln würde, dann wären es wohl Vasen. Die Vase im Wohnzimmer, die neben dem Fernseher steht, hab ich besonders gern. Im Moment sind da Lilien drin - ein Fixstarter in meinem Wohnraum. Es gab eine Zeit, in der ich sehr nomadisch unterwegs war. Ein paar Monate hier, ein dort, immer auf der Durchreise. Das Einzige, was mich immer begleitet hat, war ausgerechnet diese eine Vase. Und dabei ist sie nicht einmal besonders schön!" (Michael Hausenblas, DER STANDARD, 21./22.7.2012)