Damaskus/Jerusalem - In Israel gibt es Befürchtungen, dass die syrischen Chemiewaffen im Chaos in falsche Hände geraten könnten. Man könne auf keinen Fall akzeptieren, dass etwa die libanesische Hisbollah solche hochmodernen Waffen erhalte, betonte Verteidigungsminister Ehud Barak am Sonntag. Er habe die Armee bereits angewiesen, sich auf ein mögliches Eingreifen vorzubereiten, sagte er offen im Fernsehen.

Ejal Zisser vom Moshe Dayan Center for Middle Eastern Studies in Tel Aviv dagegen kann sich keinen israelischen Alleingang vorstellen und plädiert für eine internationale Allianz zur Sicherung des syrischen Waffenarsenals. "Das ist ein Problem von allen", sagt Zisser. Besonders die USA, die Türkei, Jordanien und Russland hätten kein Interesse daran, dass C-Waffen in die Hände von Islamisten gelangten.

Syrien ist als eines von wenigen Ländern nie der internationalen Chemiewaffen-Verbots-Organisation beigetreten. Diese führt seit 1997 Buch über die weltweiten C-Waffen-Arsenale - aber nur von Mitgliedsländern. Entsprechend vage sind die Informationen über das tatsächliche Ausmaß des C-Waffen-Arsenals in Syrien.

Überläufer berichten, dass das syrische Regime seit den 1980er-Jahren systematisch seinen Bestand an C-Waffen ausbaut. Laut CIA umfasst das Arsenal Senfgas, das zu schweren Hautschäden führen kann. Noch gefährlicher ist das Nervengift Sarin. Der Kampfstoff ist bereits in kleinen Dosen tödlich. In Assads Arsenal soll sich auch das Nervengift VX befinden. Dieses lähmt die Atemwege und führt binnen Minuten zum Tod. Laut CIA sind die syrischen Streitkräfte in der Lage, Bomben, Artilleriegeschoße oder sogar ballistische Raketen mit Teilen dieser Kampfstoffe zu bestücken.

Neben dem Standort Al-Safir im Norden des Landes sollen sich auch in der Nähe von Damaskus und Homs Lager mit chemischen Kampfstoffen befinden. (red/DER STANDARD, 22.7.2012)