Dunja Stachl

General Manager von Virgin Music Austria
Auf diesem T-Shirt von Michael Franti steht "You can bomb the world to pieces but you can't bomb it into peace". Das besitzt eine traurige Aktualität. Darum ist mir das als Statement wichtig: Krieg ist sch . . . - böse! Firmenloyalität spielt bei der Auswahl von Band-Shirts für mich keine Rolle. Doch wenn es keine Message hat, sollte es wenigstens modisch etwas hergeben. Zurzeit trage ich gerne ein Placebo-Shirt mit dem Sujet des aktuellen Albums. Außerdem - und das ist nicht unwichtig - ist das sehr figurbetont geschnitten . . .

Foto: Aleksandra Pawloff

Christian Fuchs

FM 4-Redakteur und Sänger der Band Fetish 69
Ich habe meine Jugend in Band-T-Shirts verbracht. Meine ersten waren von Joy Division und Bauhaus. Später wechselte ich zu amerikanischen Noiserock-Bands und bösen Metal Combos. Ich hatte über 100 solcher Shirts. Dann war Schluss. Ich dachte, ich sei zu alt für ein Dasein als lebender Merchandise-Stand. Heute trage ich solche Shirts eher aus ästhetischen Gründen. Das von Death In Vegas stammt von einem Konzert in London. Es gefällt mir, dass Frakturschrift wie man sie aus dem Metal kennt, sich nun in der elektronischen Musik wiederfindet. Die Zeit, in der Band-Shirts ein reines Jungmännerphänomen waren, ist zum Glück vorbei. Der ideologische Ballast hinter diesem "musikalisch Farbe bekennen" fällt heute weg.

Foto: Aleksandra Pawloff

Konstantin Drobil

Trost Records und Substance Record Store Wien
Früher habe ich T-Shirts von Bands als Bekenntnis getragen. Mein erstes war von Kiss! Heute sind es meist nur noch solche, die ich geschenkt bekommen habe. Aber es gibt Ausnahmen: Nach dem phänomenalen Konzert der Queens Of The Stone Age in der Wiener Arena habe ich mir ein Hemd der Band gekauft. Also gewissermaßen die Erwachsenenvariante des Fan-Shirts. Das T-Hemd von Valina trage ich, weil sie eine gute Band und ebensolche Freunde sind. Der Slogan "Swing Together Underground" steht zudem für eine mir sympathische Haltung.

Foto: Aleksandra Pawloff

Thomas Weber

Chefredakteur des Musikmagazins "The Gap"
Zu unseren Redaktionssitzungen kommen kaum je Mitarbeiter mit Band-T-Shirts. Man begibt sich damit ja auch auf einen schmalen Grat zwischen cool und uncool. Mein Dinosaur-Jr.-Shirt habe ich in den USA gekauft. Von manchen Künstlern würde ich so etwas jedoch nie tragen. Von Nick Cave etwa. Den verehre ich zwar sehr, aber ich denke, dass ihm ein T-Shirt einfach nicht gerecht wird. Das ultimative Band-Shirt ist für mich ein schwarzes mit dem AC/DC-Logo. Ein Klassiker. Ansonsten ist ein Band-Shirt einfach ein nettes Souvenir. Eines, das nicht verstaubt.

Foto: Aleksandra Pawloff

Tom Eller

Chef des Flex-Club am Wiener Donaukanal
Ich persönlich trage keine Merchandise-Produkte von Bands. Mir steht das zu sehr in der Nähe einer Parteizugehörigkeit - und da weiß man ja auch nie, was die einzelnen Mitglieder für Dreck am Stecken haben. Allerdings finde ich es okay für die Jugend. Außerdem ist es zwischenmenschlich hilfreich, wenn man anhand eines T-Shirts weiß, mit wem man es ungefähr zu tun hat. Das ist ein wenig so wie die Bedeutungssymbolik der Tücher in der Sado-Maso-Szene. Mein Nu-Metal-Hemd ist selbst gemacht, und (grinsend) als Botschaft für besorgte Flex-Gäste zu verstehen.

Foto: Aleksandra Pawloff

Walter Gröbchen

Journalist und A&R Consultant für Universal Music Publishing, Berlin, und Eastwest / Warner Music, Hamburg.
Als Berufsjugendlicher habe ich natürlich eine Sammlung einschlägiger Ware im Schrank: von den Rolling Stones (handsigniert!) über Radiohead bis zu Miles Davis. Und ich zieh' die Dinger ungebrochen und ungeniert an. Zum Lieblingsstück: Im Gegensatz zu den unzähligen Promo-Shirts, die einem im Musikbusiness angedient werden, ...

Foto: Aleksandra Pawloff

steht das T-Shirt mit dem knalligen "Niemand"-Schriftzug für den Versuch, selbst Gehirnschmalz und Geld zu investieren. Der Name tut nichts zur Sache, es war ein totaler Flop, die ganze Chose im Rückblick das Experiment eine Schreibtischtäters, der meinen Namen trägt. Niemand wollte das Frankensteinsche Hybrid aus Rammstein und Absoluten Beginnern hören oder gar kaufen. Insofern handelt es sich um den Prototyp eines Anti-Fan-Shirts mit milliardenfachem Käuferpotenzial.
Text: Karl Fluch
Fotos: Aleksandra Pawloff
(DER STANDARD, rondo/27/06/2003)

Foto: Aleksandra Pawloff