Bei meinem letzten Besuch im Stadtteil Bab-el-Oued in Algier staunte ich nicht schlecht. Das Straßenbild hat sich völlig geändert. Heute bestimmen nicht mehr bärtige Jünglinge und verhüllte junge Frauen die Plätze. Anders als in den 1990er und 2000er Jahren ist eine selbstbewusste, kreative Generation herangewachsen. Sie kleiden sich, als wären wir in der Banlieue einer beliebigen französischen Großstadt. Sie sprechen mehrere Sprachen, machen Rock, hören Fusion.

Ob es für eine moderne junge Frau - Sängerin in einer Band - nicht schwierig sei, in einem Stadtteil zu leben, in dem einst die Islamische Heilsfront (FIS) entstand und aus der so mancher der radikalen Islamisten stammte, der zu den Waffen griff, will ich von einer jungen Frau wissen. "Die müssen sich wohl an uns gewöhnen", gibt sie trotzig zur Antwort.

Eines verbindet sie hier alle, der Ausdruck Bab-el-Oued-Märtyrer. Denn hier nahm im Oktober 1988 die Jugendrevolte ihren Ausgang, die das Einparteiensystem zum Einsturz brachte. Auch wenn sie viel zu jung sind, um dies mitbekommen zu haben, ist es Teil ihrer Identität.

Die Fotos habe ich im Jugendclub SOS Bab-el-Oued aufgenommen. (Reiner Wandler, derStandard.at, 7.8.2012)

Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler
Foto: Reiner Wandler