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Wo vor der Finanzkrise viel gebaut wurde, wie an der oberen Adria, sind Häuser und Wohnungen jetzt ein wenig billiger. Bezahlt wird der "Mattone" von den Italienern bevorzugt in bar.

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Von einer echten Immobilienblase kann man in Italien - im Gegensatz zu Spanien - nicht sprechen. Eine rezessionsbedingte Mini-Blase zeichnet sich dennoch ab. Vor allem in Regionen, in denen in den vergangenen Jahren viel gebaut wurde, etwa an der oberen Adria, nahe den Küstenorten, oder in den Vororten Mailands und Roms. Wohl wurde nicht so wild gebaut wie etwa auf der iberischen Halbinsel, und das Angebot ist weniger aufgeblasen. Die Preise sind aber doch bis zu 20 Prozent gefallen, errechneten Wirtschaftsforscher des Instituts Nomisma.

Echte Schnäppchenpreise gibt es dennoch nur vereinzelt. Anders als in Griechenland oder Spanien haben die Banken viel weniger Immobilien finanziert als in anderen Ländern. Deshalb gibt es auch weniger Menschen, die ihre Kredite nicht mehr bedienen können und nun zu schlechten Preisen verkaufen müssen. Als Anzeichen der Mini-Blase gilt, dass die Immobilien heute wesentlich länger auf dem Markt sind als vor der Banken-Euro-Finanzkrise.

Gutes Pflaster

Die Frage, ob es angesichts der im Vergleich zu anderen Mittelmeerländern immer noch hohen Preise sinnvoll ist, in Italien zu investieren, beantwortet Immobilienhändlerin Grazia Bufallari differenziert: "Wenn Sie ein Spekulant sind, dann sollten Sie lieber in Spanien oder Griechenland investieren. Aber wenn Sie auf Werterhalt aus sind, dann ist Italien noch ein gutes Pflaster."

Das dürfte auch so bleiben. Selbst die von Regierungschef Mario Monti eingeführte Immobiliensteuer IMU kann die Liebe der Italiener zum " Mattone", dem Stein, wie sie Immobilien liebevoll nennen, nicht bremsen. Montis Vorgänger Silvio Berlusconi hatte die Steuer als Wahlgeschenk kurzerhand abgeschafft. Selbst der nach der Wiedereinführung im Frühjahr von Experten erwartete drastische Nachfragerückgang blieb aus.

Dafür drückt der "Credit Crunch" der Banken stärker auf den Sektor. " Vorfinanzierungen der Banken sind selten geworden, heute wird fast nur mit Bargeld gekauft", sagt Dottoressa Bufallari. Am Lago Maggiore etwa gibt es zwar leerstehende Wohnungen, aber die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Villen sei weiterhin rege. "Der in Grenzen gehaltene Einbruch geht von Banken und institutionellen Investoren aus", heißt es bei den Ökonomen von Nomisma. Sie hätten vor allem bei Gewerbeimmobilien Verlustbringer in ihren Portfolios. Die durchschnittlichen Immobilienpreise halten sich außerhalb der Großstädte in Grenzen: Laut der jährlichen Studie der staatlichen Immobilienagentur Agenzia del Territorio und des Bankenverbands Abi kostete eine Hundert-Quadratmeter-Wohnung in Italien 2011 im Schnitt 160.000 Euro. Liegt das Objekt in Mailand oder Rom, beträgt der Preis freilich ein Vielfaches. Im Süden oder in kleineren Zentren sind sie dagegen vergleichsweise billig. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 21./22.7.2012)