Zeichen der Inbesitznahme eines institutionellen Raums.

Foto: Kunstraum NÖ

Kalkulierbar, zeitsparend und vor allem ungefährlich ist es, Gruppenausstellungen mit fix-fertigen künstlerischen Arbeiten zu konzipieren: Insbesondere für die beteiligten Künstler ist dies unbefriedigend. Risiko statt Langeweile lautet die Devise des Projekts "Wilder Raum", eines kollektiven, unkuratierten Prozesses im Kunstraum Niederösterreich.

"Ob am Ende tatsächlich eine Ausstellung dabei herauskommt, wussten wir nicht", so Veronika Dirnhofer, die das Projekt gemeinsam mit Sissi Makovec initiierte. Statt eine klassische Ausstellung zu realisieren, wollte man jenseits des Vorhersehbaren operieren. Für die Beteiligten bedeutete das, 14 Tage Produktionszeit im Kunstraum zu verbringen: ein produktives Nebeneinander unterschiedlicher Arbeitsweisen.

Vorhersehbar war daher auch nicht, dass Markus Taxachers Versuch, die Oberflächen einer freistehenden Wand zu vertauschen, scheitern würde. Ein Verfehlen des Ziels, das im Sinne des erwünschten Unkalkulierten sichtbar blieb. Eichhorn strichelte mit verbundenen Augen Raumdynamiken aufs Papier. Dittler maß den Raum performativ im Gehen ab. Josh Müller weichte die Zwänge der Institution auf und übernachtete im Kunstraum.

Trotz anfänglichem Chaos präsentiert sich das Ergebnis sehr aufgeräumt, jedoch schwer lesbar. Für Lesbarkeit und Vermittlung sieht man sich nicht zuständig. Verständlich, aber auch egoistisch. Dem Kunstraum gebührt Respekt, sich auf das widerspenstige Unterfangen eingelassen zu haben. Offen bleibt die Frage, wieso gerade Institutionen als experimentelle Spielwiesen interessant sind? Haben sich Offspaces zu sehr institutionalisiert? (kafe, DER STANDARD, 21./22.7.2012)