Rom - Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi bekommt scharfen Protest in seinem eigenen Medienkonzern zu spüren. Die Belegschaft der Mailänder TV-Gruppe Mediaset legte am Freitag vier Stunden lang die Arbeit nieder, um gegen höhere Ausgabenkürzungen - 450 statt 250 Mio. Euro - in den nächsten drei Jahren zu protestieren. Der Streik richtet sich auch gegen den Beschluss des Unternehmens, das technische Personal in den regionalen Büros der Gruppe auszulagern. Weitere vier Stunden Streik sind in den nächsten Tagen vorgesehen. Die Gewerkschaften befürchten, dass es in der Gruppe bald zu starken Jobkürzungen kommen werde.

Wegen des starken Rückgangs der Werbeeinnahmen sind die Gewinne der Medieaset-Gruppe im ersten Quartal 2012 um 85 Prozent auf zehn Millionen Euro gesunken, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica". Mediaset hat 2011 an der Mailänder Börse über die Hälfte seiner Kapitalisierung verloren. In einer Ansprache vor dem Parlament hatte Mediasets Präsident Fedele Confalonieri zuletzt gewarnt, dass der Medienkonzern erstmals in seiner über 30-jährigen Geschichte Personal abbauen könnte.

Trotz der Krise will Berlusconi weiterhin investieren und internationale Partner suchen. Eine Allianz wird mit der Bertelsmann-Gruppe RTL und mit dem arabischen Fernsehkonzern Al Jazeera erwogen, berichtete die italienische Wirtschaftszeitung. Dabei soll die Entwicklung des Bezahlfernsehens gefördert werden. Als Beispiel soll Mediasets Pay-TV-Kanal Premium dienen, der zunehmend Erfolg hat und vor allem dank des Angebots an Fußballspielen der italienischen Topliga zwei Millionen Abonnenten zählt. (APA, 20.7.2012)