Ispra/Brüssel - China hat aufgeholt, während Europa, Japan und die USA nachgelassen haben - was den Ausstoß des klimarelevanten Gases Kohlendioxid betrifft. Pro Kopf gerechnet verursachte ein Chinese im Vorjahr ebenso viel CO2 wie ein europäischer Durchschnittsbürger.

In Summe wurden im vergangenen Jahr weltweit 34 Milliarden CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, wie aus dem aktuellen Jahresbericht der Forschungsabteilung der EU-Kommission und des niederländischen Umweltforschungsinstituts PBL hervorgeht, der am Mittwoch im italienischen Ispra veröffentlicht wurde. Demnach ist der weltweite CO2-Ausstoß im Jahr 2011 um insgesamt drei Prozent angestiegen.

Krise lässt Werte sinken

Wobei die Werte in den Industrieländern gesunken sind: In der EU sanken die CO2-Emissionen um drei Prozent; in den USA und in Japan nahmen sie um zwei Prozent ab. Dreierlei Gründe orten die Studienautoren: die Wirtschaftskrise, ein vergleichsweise milder Winter sowie die hohen Ölpreise - was zusammen den Energieverbrauch reduzierte.

In China hingegen schnellte der CO2-Ausstoß im gleichen Zeitraum um neun Prozent in die Höhe. Ausgelöst vor allem durch den Bauboom bei Infrastruktur und Gebäuden. Denn: Die Stahl- und Zementproduktion werde in China vorrangig mit Kohle befeuert. Auch Indien legte im Vorjahr bei den CO2-Emissionen um sechs Prozent zu.

Ein Hoffnungsschimmer für die Experten: Bei der Energieerzeugung habe sich der Anteil erneuerbarer Energie - vor allem aus Sonne, Wind und Biokraftstoffen - zwischen 1992 und 2011 vervierfacht.

Streit um Emissionshandel in der EU

Ein Dämpfer seitens der Politik: Auf europäischer Ebene ist eine Einigung im Streit um die Rettung des Emissionshandels weit und breit nicht in Sicht. Klimaschutz-Chefin Connie Hedegaard hatte vorgeschlagen, " Verschmutzungsrechte" bis Ende 2015 zurückzuhalten, um so den Preis der CO2-Zertifikate in die Höhe zu treiben. Doch in der Kommission sei der Widerstand dagegen groß, berichtet etwa der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese.

Wie Insider berichten, haben neun der 27 Kommissare - unter ihnen Energiekommissar Günther Oettinger und Industriekommissar Antonio Tajani - schriftlich erklärt, einem solchen Vorschlag nicht zustimmen zu können. Sie fordern zuerst eine "Auswirkungsstudie", ob Hedegaards Ziel überhaupt erreicht werden könne. (APA, frei, DER STANDARD, 20.7.2012)