Simandl hat fünf Privatautos steuerschonend über die Begas finanziert...

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...bei Schweifer waren es ihrer zwei. (Archivfoto aus 2010)

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Eisenstadt - Wenn nur die Hälfte dessen zutrifft, was "News" in seiner jüngsten Ausgabe schreibt, dann wird das Burgenland wohl wieder einmal zum eisernen Besen greifen müssen. Der Zwischenbericht zum Geschäftsgebaren beim Gasversorger Begas enthüllt so Haarsträubendes, dass es auch Landeshauptmann Hans Niessl über die Hutschnur geht: "Diese Gagen sind eine Sauerei!"

Die sogenannte Schablonenverordnung - eine Gehaltspyramide mit dem Landeshauptmann an der Spitze - geradezu verhöhnend, kassierten die beiden Direktoren ein Mehrfaches des LH-Einkommens, das mit 185 Prozent eines Nationalrates, also mit rund 210.000 Euro brutto im Jahr, festgelegt wurde.

Versicherungszeiten und Privatautos über Firma

Der SP-nahe Rudolf Simandl - der 2001, so nebenher, den Schlacht- und Vermarktungsbetrieb "Pöttelsdorfer Edelpute" übernahm - kassierte (alles Folgende unter der Prämisse "angeblich") im Geschäftsjahr 2010/11 ein Jahresbrutto von rund 482.000 Euro, sein schwarzer Kollege Reinhard Schweifer im Jahr davor 322.000. Dazu kommen ein paar Nebengeräusche, welche der sogenannten Neiddebatte eine stabile Grundlage verschaffen: Beide gewährten sich einen Gas-Sondertarif, Simandl finanzierte nicht nur den Nachkauf von Versicherungszeiten, sondern auch fünf Privatautos steuerschonend über die Firma. Schweifer war da bescheiden, bei ihm waren's nur zwei. Einige andere Ungereimtheiten kommen - angeblich - noch dazu. Und zu dem allem kommt - angeblich - noch die Treasury-Unappetitlichkeit, mit Lebensversicherungen todkranker US-Bürger, die Cash für Behandlungskosten brauchten, spekuliert zu haben.

Burgenlands Rechnungshofchef, Franz Katzmann, wundert das alles nicht. " Das ist prüfungsfreier Raum." Gemeinden - die Begas gehörte zu 51 Prozent 71 Gemeinden - sind nicht der Einschau durch den Rechnungshof unterworfen.

Unlängst erst wurden Begas und Stromversorger Bewag zur Energie Burgenland fusioniert. Jetzt kann der Rechnungshof schon prüfen, aber jetzt hat der über viele Jahre hinweg schlafende Begas-Aufsichtsrat selbst Alarm gerufen. Seit April wird geprüft, Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung hat es schon gegeben, Simandl und Schweifer - seit Jänner 2011 Bewag-Direktor - wurde der Hut in die Hand gedrückt.

Der alte AR-Chef Klaus Mezgolits hat "News noch nicht gelesen", kann daher "nichts sagen", bedauert nur, "dass ich nicht mehr selbst den Schlussstrich ziehen konnte". Jetzt zieht ihn der Aufsichtsrat der Energie Burgenland. Und, mag sein, die Justiz. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 20.7.2012)