Klagenfurt - Durch Vorzugsaktiendeals in den Jahren 2006 bis 2008 ist der Hypo Alpe Adria Bank ein Schaden von 5,18 Mio. Euro entstanden, weil das Kapital fälschlicherweise als Eigenmittel ausgewiesen wurde und für die de facto risikolosen Papiere eine zu hohe Dividende gezahlt wurde. Es gab für die Aktien nämlich eine geheime Rückkaufgarantie. Das ist das Resümee von Gutachter Karl Hengstberger. Am Donnerstag wurden über Medienberichte weitere Details aus dessen von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebener Expertise bekannt.

Geht es nach Hengstberger, müssten sich bald acht ehemalige Vorstände, Aufsichtsräte und Berater der Bank vor Gericht verantworten. Der Gutachter analysierte, wer nach einer "objektiv-funktionelle Betrachtung" Kenntnis von den Details der 14 Vorzugsaktienverkäufe mit einem Gesamtvolumen von 150 Mio. Euro hätte haben müssen. Als Mitwisser kommen Wolfgang Kulterer, Josef Kircher, Thomas Morgl, Tilo Berlin sowie die Grawe-Vorstände Othmar Ederer und Siegfried Grigg infrage. Alle Beschuldigten bestreiten sämtliche Vorwürfe.

Für die Investoren waren die Deals praktisch risikolos, wie Hengstberger ausführte. Nachdem sich die Vorzugsaktien anfänglich nur schwer verkaufen ließen, wurden sie mit Nebenvereinbarungen attraktiver gemacht. Es gab eine Rückkaufzusage der Bank, eine Put-Option. Außerdem war zum Beispiel eine Kredit-Finanzierung über die Bank Burgenland, eine Grawe-Tochter, möglich. Unter den Investoren befinden sich die Milliardärin Ingrid Flick, die Flick Privatstiftung, eine Firma des Bauunternehmers Walter Moser, das Möbelhaus Kika, dessen Gründer Herbert Koch sowie seine Gattin.

Vorzugsaktiendeals eigenmittelschädlich

Hengstberger folgerte, dass die Vorzugsaktiendeals der Bank nur Liquidität brachten und eigenmittelschädlich waren. Denn die Nebenvereinbarungen hätten den Charakter der Papiere geändert. Es habe sich um eine "schadensträchtige Konstruktion" gehandelt. Die Nebenvereinbarungen wurden nicht mit den Verträgen sondern gesondert bei Notaren aufbewahrt, weiters war Stillschweigen vereinbart. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt muss nun, auch aufgrund des Hengstberger-Gutachtens, über eine Anklageerhebung entscheiden.

Ein ähnlicher Vorzugsaktiendeal - jener der Hypo Leasing und verschienene liechtensteinsche Gesellschaften - hatte im Mai mit Verurteilungen wegen Untreue und mehrjährigen Haftstrafen für die Angeklagten Ex-Hypo-Vorstände Kulterer und Günter Striedinger sowie Steuerberater Hermann Gabriel und Rechtsanwalt Gerhard Kucher geendet. Die Angeklagten bekämpfen die Urteile, welche aus diesem Grund noch nicht rechtskräftig sind. (APA, 19.7.2012)