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Hamas-Polizisten nehmen in Gaza-Stadt einen Fatah-Anhänger fest (Archivbild)

Foto: AP Photo/Adel Hana

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erhebt in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht schwere Vorwürfe gegen die im Gaza-Streifen regierende Hamas. So seien bei der Verhängung dreier Todesurteile internationale Standards verletzt und Geständnisse durch Folter erpresst worden.

Die Angehörigen des 21-jährigen Na'el Jamal Qandil Doghmosh, der wegen Mordes verurteilt wurde, berichten, dass er die ihm vorgeworfenen Taten unter Folter gestanden habe. Bei einem Besuch im Gefängnis hätten sie gesehen, dass ihm die Fingernägel ausgerissen worden waren und sein Körper mit Brandwunden übersät war.

Folter ohne Konsequenzen

Laut Amnesty wurden wegen der Foltervorwürfe keinerlei Ermittlungen eingeleitet. Der Menschenrechtsorganisation zufolge kommt Folter regelmäßig vor und wird kaum geahndet. Außerdem kritisiert der Bericht, dass Militärgerichte Zivilisten verurteilen.

Die Hamas bestritt Unrechtmäßigkeiten: Die Exekutionen seien in "Übereinstimmung mit unserer Religion und den palästinensischen Gesetzen" vorgenommen worden, teilte das Innenministerium mit. Nach palästinensischem Recht muss eigentlich Präsident Mahmud Abbas über den Vollzug der Todesstrafe entscheiden. Die Hamas regiert jedoch nach einem eigenen Rechtssystem ohne Konsultation des Präsidenten.

Seit 2010 wurden zumindest 14 Todesurteile im Gazastreifen vollstreckt. Sechs der Getöteten wurden wegen "Kollaboration mit dem Feind" (Israel, Anm.) oder Hochverrat verurteilt. Derzeit sitzen zumindest 27 Bewohner des Gazastreifens in der Todeszelle. (red, 19.7.2012)