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Schwarze Rauchwolken waren über dem Flughafen Burgas zu sehen.

Foto: REUTERS/Stringer

Sofia/Istanbul - Vierzig Minuten nach der Ankunft brach die Hölle los. Als die Fluggäste aus Israel am Mittwochnachmittag in der bulgarischen Schwarzmeerstadt Burgas gelandet waren und in ihrem Bus zum Hotel saßen, explodierte der Sprengsatz. Drei Passagiere starben sofort, nach Angaben des bulgarischen Außenministeriums stieg die Zahl der Toten im Lauf des Abends auf sechs, 32 junge Urlauber wurden verletzt. Viele der Passagiere sprangen in Panik aus dem Fahrzeug. Der Bus brannte völlig aus. Auf dem kleinen Flughafen außerhalb von Burgas brach nach der Explosion Panik aus. Neun Israelis wurden am Abend noch vermisst, so gab der Bürgermeister der Stadt an.

Der Sender der radikalislamischen Terrorgruppe Hisbollah im Libanon, Al-Manar, meldete am Abend, der Anschlag in Bulgarien sei mit Granaten und Maschinengewehren verübt worden. Der Terrorakt fällt auf den Tag eines anderen Anschlags gegen Israelis: Am 18. Juli 1994 starben 85 Menschen bei einem Bombenanschlag auf ein israelisches Kulturzentrum in Buenos Aires. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu machte in einer ersten Reaktion den Iran für den Anschlag verantwortlich. Teheran unterstützt die Hisbollah.

Beliebtes Urlaubsziel

Einem Augenzeugen zufolge waren die Urlauber aus Tel Aviv bereits im Bus, der vor der Ankunftshalle des Sarafowo-Flughafens wartete, als eine Person zustieg. Dann ging die Bombe hoch. Es war der erste Anschlag auf Urlauber in dem kleinen Balkanland. Die Reisegruppe wollte zum "Goldstrand", einer langen Kette von Urlaubsressorts am Schwarzen Meer zwischen Burgas und Varna. Zwei Flüge aus Tel Aviv waren für diesen Nachmittag am Flughafen angemeldet. Der Anschlag galt den Passagieren des ersten Flugs der Charterlinie Air Via. Er landete um 16.50 Uhr Ortszeit. Der folgende Flug sollte eine Stunde später landen, er wurde nach Varna umgeleitet. In Sofia verstärkten die Behörden die Sicherheitsmaßnahmen um die Synagogen in der Stadt.

Anzeichen für einen drohenden Anschlag gegen israelische Touristen in Bulgarien haben sich in den vergangenen Tagen verstärkt. So soll das israelische Verkehrsministerium die bulgarischen Behörden um stärkere Sicherheitsmaßnahmen für Urlauber beim Transfer vom Flughafen zum Hotel gebeten haben. Zuvor hatte die Polizei ein verdächtiges Gepäckstück in einem Bus gefunden, der israelische Touristen aus der Türkei nach Bulgarien brachte.

Fataler Schwachpunkt

Die Sicherheit in den bulgarischen Flughäfen sei ausgezeichnet, war der Sicherheitschef des Verkehrsministerium, Dan Shenar, vergangene Woche von Darik Radio in Sofia zitiert worden, "aber wir sind uns sehr bewusst, dass die Busse der schwache Punkt sind". Sicherheitskräfte sollen vergangene Woche sogar mehrere Gepäckstücke mit Bomben gefunden haben, meldete das Nachrichtenportal novinite. Ende Dezember 2011 war die bulgarische Polizei bereits auf einen Sprengsatz in einem Bus gestoßen, der israelische Touristen zu einem Ski-Ressort brachte. Die Behörden postierten daraufhin Polizisten in den Skigebieten. Auch russische Behörden sollen vor einem Anschlag gewarnt haben. (Markus Bernath, DER STANDARD, 19.7.2012)