Wie schließt man die Welt der Jane-Austen-Romane mit der heutigen kurz? Ganz einfach: Man drückt im Badezimmer einer Londoner Durchschnitts-WG eine bis dahin verborgene Tür auf und steigt hinüber in die Mansardengänge der Familie Bennet um 1800.

Die britische Miniserie Lost in Austen (2008) fußt auf dem Konzept der Parallelwelt: Die junge Austen-Leserin Amanda Price (Jemima Rooper), von der stillosen Londoner Gegenwart angeödet, tauscht ihren Platz mit Elizabeth Bennet und schlüpft mit ihren Röhrenjeans hinein in die Handlung des Romans Stolz und Vorurteil.

Als "Freundin von Elizabeth" findet sie Aufnahme bei den Bennets und bestimmt dann zwangsläufig die Handlung mit - und das einigermaßen vom Original abweichend. Davon ist sie selbst überrascht: "Is this a Jim-Carrey-thing or what?!"

Dieser dramaturgische Eingriff, der an die holprige Umsetzung eines Schulaufsatzthemas erinnert, hat aber seine Reize. Zuallererst entwirft der großartige Hugh Bonville (bekannt aus der Kultserie Downton Abbey) das von den hektischen Eheanbahnungen seiner Töchterschar charmant zermarterte Abbild eines gutmütigen Vaters. Dem Rest hilft das Understatement des britischen Humors auf die Beine: "You're not a local person, aren't you?" fragt Mr. Bennet höflich den Gast aus dem postmodernen Zeitalter.

Und wo so wild mit Jane Austen jongliert wird wie in dieser Fernsehserie, da darf auch der Name Colin Firth nicht fehlen, der größte anzunehmende Mr.-Darcy-Darsteller aller Zeiten. Warum man Jane Austen aber überhaupt so grob zerpflückt, bleibt unklar. Für ein Heranholen an die Gegenwart hätte es all das nicht gebraucht. Arte, Donnerstag & Freitag, jeweils 20.15 Uhr. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 19.7.2012)