Planetarische Nebel können demnächst von verschiedenen Seiten betrachtet werden - wie hier der 2.100 Lichtjahre entfernte Schmetterlingsnebel (M2-9) im Planetarium der Fachhochschule Flensburg.

Foto: Universität Stuttgart/Visualisierungsinstitut, Universität Braunschweig/Institut für Computergraphik, Planetarium FH Flensburg

Braunschweig - Anders als sein Name erwarten lassen würde, hat ein planetarischer Nebel nichts mit Planeten zu tun - es handelt sich dabei um die Hülle aus Gas und Plasma, die ein unserer Sonne vergleichbarer Stern abwirft, wenn er sich erst zum Roten Riesen aufgebläht hat und danach zum Weißen Zwerg zusammengeschrumpft ist. Die Gashülle wird von diesem Weißen Zwerg ionisiert und zum Leuchten gebracht - ein kurzlebiges Phänomen von einigen zehntausend Jahren, aber ein optisch ansprechendes.

Teleskop-Aufnahmen ermöglichen das Betrachten eines sochen Farbenspektakels nur aus einer einzigen Perspektive. Um mehr über ihre räumliche Gestalt und Struktur zu erfahren, werden dreidimensionale Modelle benötigt. Wie die Technischen Universität Braunschweig berichtet, haben einige ihrer Forscher gemeinsam mit Kollegen von der Universität Stuttgart ein Programm entwickelt, das aus einer Teleskopaufnahme eines planetarischen Nebels ein interaktives 3D-Modell rekonstruiert.

Die Vorgangsweise

Sie nutzten die optischen und symmetrischen Eigenschaften der Nebel, um fehlende Informationen aus anderen Perspektiven zu ersetzen. Da astronomische Nebel nicht exakt spiegelgleich sind, wurden anschließend Details entsprechend der Fotos angepasst. "Mit der Methode konnten erstmals wissenschaftlich fundierte 3D-Bilder erstellt werden, allerdings waren sie hinsichtlich ihrer Größe und Qualität noch nicht geeignet für großflächige Abbildungen", erklärt Marcus Magnor, Professor am Institut für Computergraphik der TU Braunschweig.

Doch nun wurde in Kooperation mit der Universität Stuttgart und dem Astrophysiker Wolfgang Steffen von der Universidad Nacional Autónoma de México ein neues Verfahren entwickelt, das die Darstellung und Auflösung der rekonstruierten Nebel enorm verbessert. Eine US-amerikanische Herstellerfirma für Planetarien-Technik hat die dreidimensionalen Nebel bereits in ihre Software integriert, um sie für Planetariumsbesucher weltweit verfügbar zu machen. (APA/red, derStandard.at, 21. 7. 2012)