Bild nicht mehr verfügbar.

Fränk Schleck unter Verdacht.

Foto: dapd/Cipriani

Paris - Der Tour de France droht der nächste große Doping-Skandal: Der Luxemburger Radprofi Fränk Schleck vom Team RadioShack-Nissan, Dritter der Frankreich-Rundfahrt von 2011, ist auf der 13. Etappe positiv auf das verbotene Diuretikum Xipamid getestet worden. Das teilte der Radsport-Weltverband UCI am Dienstagabend mit. Schleck belegte im Gesamtklassement Tour nach Problemen in der ersten Woche den zwölften Rang.

Nach den Anti-Doping-Regeln der UCI führt das nicht automatisch zu einer Sanktion. Der Verband forderte den Rennstall RadioShack aber auf, die nötigen Schritte zu ergreifen. Das Team teilte daraufhin mit, dass Schleck aus dem Rennen genommen wird. "Auch wenn dies nach einer solchen A-Probe kein notwendiger Schritt ist, haben sich Mannschaftsleitung und Fahrer auf diesen Schritt verständigt, damit sich Herr Schleck mit seinen Anwälten beraten kann", hieß es in einem Statement des Rennstalls: "Wir möchten klarstellen, dass Xipamid keine von uns verwendete Substanz ist und die Ursache des positiven Tests für uns nicht erklärbar ist."

Fränk (32) ist der ältere Bruder von Andy Schleck, der die heurige Frankreich-Rundfahrt wegen eines Steißbeinbruches hatte absagen müssen. Der 27-Jährige war nach der Verurteilung des ursprünglich siegreichen Spaniers Alberto Contador nachträglich zum Tour-Gewinner 2010 erklärt worden.

Wirkung: Flüssigkeitsentzug

"Diuretika werden im Radsport dazu benutzt, andere Präparate aus dem Körper zu spülen", erklärte Helge Riepenhof, Teamarzt bei Omega Pharma-Quick Step der Nachrichtenagentur dpa. "Die Gabe ist ansonsten kontraproduktiv, weil Diuretika dem Körper Flüssigkeiten entziehen und damit Minerale." Dadurch entfalten sie allerdings eine mögliche maskierende Wirkung für Doping-Substanzen. Eine direkte leistungssteigernde Wirkung haben Diuretika nicht. In anderen Sportarten wie Boxen oder Bodybuilding werden harntreibende Mittel zur Gewichtsreduzierung verwendet.  Die betreffende Probe hatte das von der Welt-Antidopingagentur WADA akkreditierte Labor in Châtenay-Malabry am Samstag nach Etapppenende in Cap d'Agde genommen. Schleck war unauffällig im Hauptfeld ins Ziel gekommen.

Im Vorjahr war beim Russen Alexander Kolobnew ebenfalls ein Diuretikum entdeckt worden. Der Fahrer wurde daraufhin nur wenige Stunden später von seinem Team Katjuscha aus dem Rennen genommen. Der russische Verband verurteilte ihn daraufhin zu einer Geldstrafe von 1.500 Euro. Die UCI legte Einspruch ein, scheiterte aber vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) - Kolobnew wurde freigesprochen.

Schleck, dem das Testergebnis am Dienstagabend mitgeteilt wurde, hat nun das Recht, die Öffnung der B-Probe zu beantragen. Erst wenn dieses Ergebnis auch positiv ausfällt, gilt er als überführter Doper.

"Super-Team" mit Problemen

RadioShack-Nissan ist das Team des belgischen Manager Johan Bruyneel, der von der US-Anti-Doping-Agentur USADA wegen Dopings angeklagt ist. Er soll gemeinsam mit dem siebenmaligen Tour-Sieger Lance Armstrong über Jahre hinweg systematisch manipuliert haben. Für die Equipe ist der positive Test eine weitere Hiobsbotschaft. Nach diversen Querelen und Streitigkeiten kämpft das erst zum Saisonanfang gegründete "Super-Team" um seinen Fortbestand. Es soll akute finanzielle Schwierigkeiten haben, zuletzt legten einige Fahrer, darunter auch die Schleck-Brüder, Beschwerde bei der UCI über Verzögerungen bei den Gehaltszahlungen ein. (sid/APA/red, 17.7.2012)