Spätabends aus dem Urlaub zurückgekehrt, am nächsten Tag ein leerer Kühlschrank - und die Lust, Italien auf dem Weg ins Büro frühstücksmäßig noch etwas nachklingen zu lassen. Dazu bietet sich in der Wiener Innenstadt ein Lokal an, das italianissimo daherkommt und auch schon in aller Früh geöffnet hat:

"Guten Morgen, bitte einen Cappuccino mit Milchschaum (ganz traut man dem Italianissimo ja doch nicht, Anm.) und ein Croissant (so heißt bekanntlich das Frühstücks-Cornetto auf gut Österreichisch, Anm.)."

"Croissant hamma net. Aber wir haben Tiramisù und Sachertorte."

"Entschuldigen Sie, aber essen Sie um die Zeit ein Tiramisù? (Nach dem Blick zu schließen, mit dem sie mich bedenkt, eher schon, Anm.) Ich will frühstücken."

"Ich bring' die Karte".

Frau Oberin ab, nächster Auftritt mit Karte. Kurzer Blick auf die Karte, erstes Wort unter dem Titel Frühstück: Croissant.

"Aber da steht ,Croissant'."

"Hab' ich keines da."

Die Buttersemmel war dann gänzlich unitalienisch und auch noch zach. Und die Kellnerin schwer beleidigt.

Dabei hatte ich sie nur um einen präziseren Einsatz ihrer Einsilbigkeit gebeten, fürs nächste Mal (?). Denn semantisch ist 'Hamma net da' etwas völlig anderes als 'Hamma net'. Bei 'Hamma net' darf das Croissant nicht auf der Speisekarte stehen, bei 'Hamma net da' schon. E basta. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 18.7.2012)