Opel hat wieder einen neuen Chef. Mit dem neuen Sanierungsbeauftragten will General Motors die Europa-Tochter aus der Verlustzone steuern. Ob das gelingt, bleibt angesichts der Rahmenbedingungen ziemlich fraglich. Denn es ist ausgerechnet die amerikanische Mutter, die die Opelaner am Gängelband führt und so eine Genesung verhindert.

Die Devise in Detroit lautet: Alle Rechte für GM, alle Pflichten für Opel. Während Rüsselsheims Entwicklungen in den USA gerne gesehen werden, darf sie Opel nur äußerst eingeschränkt nutzen. Während General Motors auf Wachstumsmärkten wie China und Brasilien reüssiert, hat Opel Stubenarrest. Umgekehrt kommt GM den Europäern am schrumpfenden Heimmarkt sehr wohl in die Quere und macht mit Chevrolet munter Konkurrenz. Dabei ist der erfolgreiche "Chevy" Cruze im Kern ein Astra, und auch das zukunftsweisende Elektroauto Volt wäre ohne deutsche Ingenieurskunst kaum vorstellbar.

Was die Amerikaner mit dieser Strategie genau bezwecken, bleibt vorerst unklar. Einerseits werden Standortgarantien abgegeben, womit die dringend erforderliche Kostenreduktion verhindert wird. Andererseits fehlen Investitionsgelder, die für die Überarbeitung der Modelle notwendig wären. Und es mangelt vor allem an einer Vision. Die ständigen Negativschlagzeilen haben heftig an Opels Image gekratzt: eine für Statussymbole gar nicht gute Entwicklung. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 18.7.2012)