Der freie und kostenlose Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet (Open Access) ist auf dem Vormarsch: Mit dem European Research Council (ERC) ist eine der größten europäischen Förderorganisationen der Open-Access-Publikationsdatenbank UKPubMedCentral (deshalb künftig: Europe PubMedCentral) beigetreten. Die UK Research Councils und die britische Regierung verpflichten künftig alle geförderten Wissenschafter, Open Access zu publizieren und wollen das gesamte Publikationssystem bis 2014 darauf umstellen. In Österreich startet der Wissenschaftsfonds FWF, schon bisher ein Open-Access-Vorreiter, eine neue Kampagne mit prominenten Forschern.

"Großverlage verkaufen den Bibliotheken ein Bündel an Zeitschriften zu einem hohen Preis, ohne dass diese entscheiden können, welche Journals sie wirklich brauchen"

Derzeit sind viele wissenschaftliche Erkenntnisse nur über kostenpflichtige Zeitschriften bzw. Datenbanken zugänglich. Bibliotheken und wissenschaftliche Einrichtungen klagen über deren hohe Anschaffungskosten. "Großverlage verkaufen den Bibliotheken ein Bündel an Zeitschriften zu einem hohen Preis, ohne dass diese entscheiden können, welche Journals sie wirklich brauchen", schilderte Falk Reckling, Experte für das Thema beim FWF, gegenüber der APA das Grundproblem. Etwa 70 Prozent der so verkauften Zeitschriften von kommerziellen Großverlagen seien laut der Datenbank http://www.journalpricing.com zu teuer, bei 20 Prozent würde der Preis gerade passen und zehn Prozent seien ihr Geld gemessen am Output tatsächlich wert.

"Grüner Weg"

Grob gesprochen wird zwischen zwei Open-Access-Zugängen unterschieden: Der "Grüne Weg" bezeichnet die Archivierung durch die Wissenschafter von in klassischen Zeitschriften erschienenen Postprints auf frei zugänglichen Homepages bzw. in institutionellen Archiven, also einer Art elektronischer Bibliotheken. Beim "Goldenen Weg" wird der wissenschaftliche Artikel in einer Zeitschrift, die allen frei zugänglich ist, veröffentlicht. Prominente Beispiele sind die Zeitschriften der Public Library of Science oder von BioMedCentral.

Open Access wird nach Ansicht von Reckling gerade "von einem Nischenthema zu einem der zentralen forschungspolitischen Themen: Das System ist am Kippen". Immer mehr Forscher würden in Open-Access-Journalen publizieren, weil nach einem notwendigen zeitlichen Vorlauf mehr und mehr dieser Zeitschriften an Renommee gewonnen hätten. So ist die Open-Access-Zeitschrift PLoSOne derzeit die weltweit größte wissenschaftliche Fachzeitschrift. (APA, 17.07. 2012)