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Renault

Foto: Stockinger
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Neben dem Clio (siehe Artikel) ist der Scénic eine der Hauptstützen des renommierten französischen Herstellers, deshalb hat Renault sich dessen Modellpflege auch ganz besonders liebevoll gewidmet. Ergebnis der Feinschliff-Bemühungen sind ein noch geschmackvolleres, feiner anmutendes Interieur und ein behutsam überarbeitetes Exterieur, das die neue Firmenformensprache – siehe nochmals Clio – bereits in manchen Details ankündet, speziell an der Frontpartie mit dem Firmenlogo, der jetzt viel größeren Raute.

Große Route mit Familie geht natürlich auch, dafür ist der Scénic schließlich gemacht: Für größere Familien gibt's den Grand Scénic, für Durchschnittsfamilien in Mitteleuropa eher den mit ohne Grand, also Normalversion.

Im Konkurrenzumfeld sticht der Scénic weiterhin durch ausgeprägte Eigen-Art heraus.
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Die hatten wir im Test, und sie hinterließ einen grundsätzlich positiven Eindruck, selbst beim nicht sonderlich ausgeprägten Motortemperament muss man gerecht sein und die Zielgruppe mitdenken, bei welcher Sportlichkeit sicher nicht auf der Wunschliste steht. Dennoch, ein Wort zum Aggregat. Leiser, kultivierter Diesel mit Start-Stopp-Funktion, das ist fein. Mit spürbarem Turboloch und reduzierter Spritzigkeit, das ist nicht so fein. Da würde man dann im Gegenzug verblüffenden Verbrauch erwarten, auch der Normtestwert – 4,1 l / 100 km – weckt Suggestionskraft in diese Richtung. Laut Bordcomputer kamen wir dann aber doch auf 7,6 l / 100 km, was gerade noch als Durchschnitt durchgehen mag.

Insgesamt aber bleibt der Scénic, wie gesagt, ein Wohn-Wagen im Wortsinn – nicht nur für Freundes französischen Savoir-vivre. Von den Sitzen über die Lenkung bis hin zum Fahrwerk wurde der beliebte Kompaktvan konsequent auf Komfort getrimmt. Praktisch war er sowieso immer, da bleibt alles beim Altbewährten, mit etlichen Fächern und Ablagen jedweder Größenordnung, und auch hinsichtlich Flexibilität spielt der Wagen alle Stückerln.

Als technisches Schmankerl nennt Renault das kamerabasierte Visio-System. Selbiges kombiniert Spurwarn- und Fernlichtassistent miteinander.
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Weiterhin nicht in der Sichtachse, sondern in Wagenmitte befindet sich der Instrumententräger. Damit die dortigen Computerlichtspiele stets gut ablesbar bleiben (und das sind sie), haben die Inneneinrichter ein schwungvoll asymmetrisches Dach darübergesetzt, das von Le Corbusier, besser noch: von Frank O. Gehry entworfen sein könnte.

Im Konkurrenzumfeld repräsentiert der Scénic ein überzeugendes Angebot, auch wegen seiner ausgeprägten Eigen-Art, was sonst in der Klasse (siehe etwa VW Touran) ja nicht so selbstverständlich ist. Kernkompetenter ist Renault sonst kaum wo. (Andreas Stockinger, AutoMobil, DER STANDARD, 13.7.2012)