Essen - Der deutsche Warenhauskonzern Karstadt will im Zuge seiner Sanierung 2.000 von insgesamt 25.000 Jobs streichen. Der Konzern will damit Kosten sparen und wettbewerbsfähig bleiben. Nach Aussage von Karstadt-Chef Andrew Jennings droht allerdings keine weitere Schließungswelle. "Es gibt derzeit keine Pläne dazu", sagte Jennings der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagausgabe). Alle Häuser lieferten gegenwärtig einen positiven Ergebnisbeitrag. Auch ein Teilverkauf, etwa die Trennung von den Premiumfilialen, sei nicht geplant.

Die Mitarbeiter sollten nach Angaben der Gewerkschaft Verdi an diesem Dienstag über den Stellenabbau informiert werden. Die Gewerkschaft kritisierte die Pläne von Karstadt-Chef Andrew Jennings als "völlig falsches Signal an die Belegschaft und die Kunden". Karstadt brauche motivierte und engagierte Mitarbeiter, sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz.

Schmerzhafter Abbau

Jennings bezeichnete den Stellenabbau als schmerzhaft. "Aber wir leiden nicht nur unter komplexen und ineffizienten Altstrukturen, sondern befinden uns auch im wirtschaftlich schwierigen Umfeld der Eurokrise", sagte er der "FAZ". Der Abbau erfolge mit dem Ziel, Strukturen und Prozesse weiter zu straffen und zu vereinfachen, und zwar in der gesamten Organisation. Einzelheiten würden in Abstimmung mit den Betriebsräten festgelegt und voraussichtlich im Oktober bekanntgegeben.

Karstadt war 2009 in die Insolvenz gerutscht und dann ein Jahr später von dem Investor Nicolas Berggruen übernommen worden. Zur Rettung des Unternehmens hatten die Karstadt-Mitarbeiter Kürzungen beim Gehalt in Kauf genommen, die Vermieter der Häuser stimmten Mietsenkungen zu. Der Sanierungstarifvertrag läuft Ende August aus, dann wird Karstadt wieder zum Flächentarifvertrag des Einzelhandels zurückkehren, sagte Jennings. Das Mietniveau der Häuser sei hingegen dauerhaft gesenkt worden.

Keine konkreten Zahlen

Konkrete Zahlen zur Ertragslage des Unternehmens wollte Jennings nicht nennen. Karstadt mache aber sehr gute Fortschritte und sei auf dem richtigen Weg. Bis 2015 würden 60 der 83 Häuser neu aufgestellt. Heute seien bereits 24 Filialen modernisiert worden. Bisher habe Karstadt 160 Mio. Euro investiert in die Häuser, neue Technologien und bessere Infrastruktur. Das gesamte Investitionsvolumen belaufe sich auf 400 Mio. Euro.

Der Stellenabbau soll bis Ende 2014 in zwei Phasen erfolgen. Dabei will Karstadt so sozialverträglich wie möglich vorgehen. Geplant seien Frühpensionierungen, die Nichtverlängerung von befristeten Verträgen sowie der freiwillige Austritt von Beschäftigten aus dem Unternehmen. ver.di fordert dagegen, statt Stellen zu streichen, müssten die Unternehmensführung und Investor Nicolas Berggruen mehr Geld in die Modernisierung investieren. (APA, 17.7.2012)