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"Passt alles, Herr Präsident!"

Foto: dapd/Punz

Wien - Ehe Bundespräsident Heinz Fischer die Reihen in der Hofburg abschritt und jeder Athletin und jedem Athleten die Hand zur Verabschiedung schüttelte, gab er den Sportlern ein paar Worte mit auf den Weg nach London. "Ich will Sie anspornen und auch für die Zeit nach Olympia ermutigen", sagte Fischer. "Es gibt ein Leben nach dem Wettkampf. Wie auch immer es ausgeht, ich will Ihnen zureden, mit den Ergebnissen richtig umzugehen. Wenn es nicht so funktioniert, bricht die Welt auch nicht zusammen."

Nicht alle der 70 für Olympia nominierten Sportler lauschten den Worten andächtig. Schwimmer Markus Rogan übte noch am Wochenende unter Wettkampfbedingungen beim LA Invite in Los Angeles. Die Tennisspieler Jürgen Melzer und Alexander Peya zählten ebenfalls zu den insgesamt neun Abwesenden. Die, die nicht da waren, verpassten aber auch wertvolle Tipps des Staatsoberhauptes. "Niedriger Blutdruck, Ruhe bewahren", sagte Fischer zu Judoka Sabrina Filzmoser. "Bei mir hat er sich erkundigt, ob mein Aufschlag eh gut funktioniert. Ich hab' ihm geantwortet, dass alles passt", sagte Tennisspielerin Tamira Paszek dem STANDARD.

Die 21-jährige aus Dornbirn gilt nach ihren jüngsten Erfolgen - dem Sieg in Eastbourne und dem Viertelfinal-Einzug in Wimbledon, wo auch das olympische Turnier steigt - als eine der größten heimischen Hoffnungen. "Eine Medaille ist definitiv mein Ziel. Ich habe sehr viel Selbstvertrauen, die Formkurve stimmt, ich bin in einem Topzustand. In erster Linie bin ich aber stolz, dass ich in London dabei sein kann."

Paszek erhielt als Letzte von insgesamt 31 Damen und 39 Herren ein Ticket für die Spiele, die am 27. Juli beginnen. Das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) und Tennisverbandspräsident Ronald Leitgeb hatten erfolgreich beim Internationalen Tennisverband (ITF) interveniert. Ursprünglich war die Vorarlbergerin nicht berücksichtigt worden.

"Es waren emotionale Wochen für mich", sagt Paszek. 2008 hatte sie Peking trotz Quotenplatzes verpasst. Das ÖOC ließ sie damals wegen ihrer schwachen Formkurve zu Hause. "Ich habe trotz meiner jüngsten Erfolgsserie schon an ein Deja-vu geglaubt. Aber dann hat mich Ronnie Leitgeb auf der Rückfahrt von Zürich nach Vorarlberg angerufen. Ich habe im Auto einen Freudenschrei losgelassen."

Vom Viertelfinaleinzug bei ihrem Lieblingsturnier in Wimbledon war sie selbst überrascht. "Der Erfolg kam nach fünf Wochen harten Trainings früher als erwartet. Ich hatte einige Verletzungen im ersten halben Jahr, konnte nie länger als sieben Tage am Stück trainieren."

In der vergangenen Woche hat Paszek mit Clemens Trimmel in der Südstadt gearbeitet. Der ÖTV-Delegationsleiter wird Paszek, Jürgen Melzer und Alexander Peya in London betreuen. Trimmel war von der Arbeit mit Paszek angetan. "Sie spielt abwechslungsreich von der Grundlinie, hat viele Variationen in ihrem Spiel. Mit der Rückhand, ihrem Lieblingsschlag, hat sie alle Optionen."

Die finale Vorbereitung bestreitet die Weltranglisten-36. aber mit ihrem Coach Andrei Pavel. Noch am Montagabend reiste Paszek nach Halle in Deutschland, wo sie auf ihrem Lieblingsbelag Rasen trainieren kann. Am 24. Juli geht's nach London. "Ich werde fast das Gefühl haben, nach Hause zu fliegen", sagt Paszek. (David Krutzler, DER STANDARD, 17.7.2012)