Frank Stronach  und

foto: screenshot/orf-tvthek

Stefan Petzner in der "ZiB2"

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Skurrile Liveauftritte im Fernsehen, wie sie unlängst etwa der BZÖ-Abgeordnete Stefan Petzner oder Magna-Gründer Frank Stronach jeweils in der "Zeit im Bild 2" hinlegten, sorgen für Aufmerksamkeit. Für Ziel und Image der Betroffenen muss das nicht notgedrungen abträglich sein, konstatiert Politikwissenschafter Peter Filzmaier. "Der Grundgedanke lautet hier: Ich polarisiere, um einen kleinen Teil der Wähler zu erreichen." Bei den Auftritten von Petzner und Stronach sei das allerdings nicht hundertprozentig aufgegangen, da sie zu "ungeordnet und emotional" waren.

"Man darf hier nicht die Frage stellen, fand eine Mehrheit das gut oder schlecht - die Mehrheit fand das sicher schlecht", so Filzmaier über Petzners Darbietung in der "Zeit im Bild 2" am Freitagabend. Auch Petzner selbst dürfte mit dem Interview, bei dem er ununterbrochen das Wort an sich riss, Moderator Tarek Leitner und den ORF attackierte und sich barsch und fahrig zeigte, nicht glücklich gewesen sein: "Das Interview hab ich versemmelt. Shit happens", twitterte er nach dem Besuch im "ZiB"-Newsroom, löschte den Tweet aber mittlerweile wieder.

Gegenangriff auf der Metaebene

Für Filzmaier ist Petzners Verteidigungsstrategie, nämlich auf die möglichen Korruptionsvorwürfe nicht einzugehen, sondern die Thematik auf eine Metaebene zu ziehen und zum Gegenangriff zu blasen, theoretisch sinnvoll. Allerdings sei sie hier gescheitert, nachdem sich der Interviewer nicht darauf eingelassen hat und bei seinen Ursprungsfragen geblieben ist. Außerdem sei Petzner merkbar emotional gewesen, was immer schlecht sei, wenn man eine Strategie verfolgt, wodurch die gezielte Provokation beziehungsweise das übliche ORF-Bashing untergegangen sei.

Auch Stronach dürfte mit seinem "ZiB 2"-Auftritt bei Lou Lorenz-Dittlbacher nicht das Ziel verfolgt haben, Sympathie zu erwecken (Zitate Stronach: "Ich bin Steuerzahler und ich verlange, dass ich das Recht habe, mich hier auszudrücken, was ich überbringen will, damit die Leute das hören können." "Sie wollen streiten mit mir?"). "Seine Zielgruppe ist die Wählerschaft einer mutmaßlichen Partei, die eine Vier-Prozent-Hürde schaffen muss. Es geht also nur um einen kleinen Teil der Zuschauer, der sich theoretisch vorstellen kann, eine Stronach-Partei zu wählen", so Filzmaier. Diese Zielgruppe könne man mit Polarisierung bis hin zu Skurrilität erreichen. Für Großparteien sei dieses Vorgehen allerdings keinesfalls zu empfehlen, mahnt Filzmaier.

Zeiten der Majestätsbeleidigung sind vorbei

Auch OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, der die Interviews allerdings nicht gesehen hat, meint: "Dass viel über Stronachs Auftritt geredet wird, ist Gold wert." Hier sei das Durchbrechen der üblichen Regeln von Vorteil. In einem ORF-Interview dem Fragesteller kontra zu geben, sei an und für sich keine schlechte Taktik, und die Zeiten, in denen das einer Majestätsbeleidigung gleichkam, seien längst vorbei. Grundsätzlich solle man es aber nicht übertreiben, außerdem seien gerade in diesem Zusammenhang eine unaufgeregte Art und Festigkeit wichtig. (APA, 16.7.2012)