Salzburg - Alexander Pereira, Intendant der Salzburger Festspiele, hat sich von der eigenen Rücktrittsdrohung distanziert. In einem aktuellen Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" sagte Pereira: "Da sind mir ein wenig die Pferde durchgegangen. Wir haben uns im Kuratorium hinter den Kulissen inzwischen angenähert, der Donner sollte vorbei sein. Ich habe die Konfrontation nicht gesucht, weiche ihr aber auch nicht aus. Ich hoffe, dass die Dringlichkeit meines Anliegens verstanden wurde." Der Intendant hatte Mitte Juni dem Kuratorium der Festspiele mit Rücktritt gedroht, falls eine Erhöhung des Budgets von 57 auf 64 Millionen Euro für 2013 nicht abgesegnet werden sollte. Bereits Ende Juni ruderte Pereira allerdings im STANDARD-Interview zurück und meinte zu seiner Rücktrittsdrohung: "Das war vielleicht überspitzt formuliert."

"Um die massiven Tariflohnerhöhungen abzufangen, müssen wir in das Programm investieren und es erweitern, um dadurch mehr Kartenerlöse und mehr Sponsorgelder zu erwirken", erklärte Pereira im "profil" und kündigte eine Internationalisierung des Schauspiels bei den Festspielen an: "Das ist ein Anliegen von Sven-Eric Bechtolf, dem neuen Chef. Bisher konnten wir im Schauspiel nur mit deutschsprachigen Besuchern rechnen. Das müssen wir öffnen [...] Das wird ästhetisch schwierig, aber das Publikum wird darüber urteilen und Karten kaufen [...] Wir werden uns hier neu vermessen."

"Salzburg hat wieder Boden zurückzugewinnen"

Pereira zeigte sich erfreut über ein Plus von 24 Prozent bei den Kartenbestellungen in seiner ersten Saison. "Ohne unverschämt zu sein: Salzburg hat wieder Boden zurückzugewinnen. Wir müssen Mozart-Aufführungen produzieren, die man anderswo nicht besser hören kann. Es wird Themen geben wie das Wagner-Jahr, auch da muss auf höchstem Niveau gearbeitet werden. Verdi wird thematisch weitergedacht. 2014 ist Strauss-Jahr, 2015 soll ein großes russisches Jahr werden, und ein wichtiger Sängerdirigent wie der Brite Antonio Pappano muss endlich in Salzburg zu sehen sein. In den Produktionen muss sich eine Grundqualität herstellen lassen, gerade in der Zusammenarbeit von Regisseur und Dirigent. Dieses Problem ist immer noch sehr groß. Schon vor 20 Jahren wollten sie kaum miteinander reden, sich vom jeweils anderen nicht dreinreden lassen. Inzwischen ist es ein Kampf, sie zueinander zu bringen", erläuterte Pereira. (red/APA, 16.7.2012)