Bild nicht mehr verfügbar.

Marilyn Monroe.

Foto: AP Photo/Matty Zimmerman

Gerade steckt 3sat mitten in einer Themenwoche zum Mythos Blond - Filme und Dokumentationen. Anlass: Marilyn Monroes 50. Todestag am 5. August. Als ob es in unseren Zeiten keine wichtigeren Themen gäbe. Okay, ein billiger Einwand. Dann besser die Frage: Ist dieser Blond-Zauber ein Herrenwitz? Schließlich werden da Frauen als Waren der Entertainmentindustrie abgefeiert.

Neben Monroe sind Jean Harlow, Doris Day, Marlene Dietrich, Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, Madonna mit im 3sat-Boot. Natürlich nicht die Menschen mit diesen Namen, sondern die Fetische unter diesen Bezeichnungen. "Mythen" des 20. Jahrhunderts eben als Modernisierungen alter Klischees. Gut an der Themenwoche sind: zwei Dokumentationen am Freitag über den Missbrauch des "Blond, blauäugig"-Stereotyps im NS-Rassenwahn, weiters der Buñuel-Klassiker "Belle de jour", die Moravia-Verfilmung "Die Verachtung" von Jean-Luc Godard und zwei Filme, die sich kritisch mit der Marke Blond in der Gegenwart auseinandersetzen. Trotzdem, dem Thema fehlt politischer Pfeffer.

Zum Beispiel in Form der Diskussion darüber, wo die Verehrung für das Blonde heute mit einer Geringschätzung anderer Menschentypen einhergeht. Man hätte den Mythos Blond mit einer entsprechenden Doku einleiten können. Oder vielleicht mit der Frage, ab wann bestimmte Samenbank-Selektionen bei künstlichen Befruchtungen die Fortsetzung diverser Zuchtideen sind.

Seltsam ist, wie das Thema mit Monroe aufgemacht ist. Im 3sat-Programm-Magazin etwa mit einem Schwarz-Weiß-Porträt der Diva. Ihre Lippen sind nachträglich blutrot eingefärbt. Ist das als Herren-Blickfang gemeint oder schon als Ironie? (Helmut Ploebs, DER STANDARD, 16.7.2012)