Bamako - Die Islamisten in Mali versuchen ihre Macht im Norden des Landes mit harter Hand zu festigen. In der Stadt Goundam, 100 Kilometer westlich von Timbuktu, gingen Mitglieder der Islamistengruppe Ansar Dine nach Angaben von Bewohnern am Samstag von Tür zu Tür, nahmen rund 90 Menschen fest und ließen sie auspeitschen.

Die Maßnahme war offenbar als Abschreckung gedacht, nachdem am Freitag in der Stadt gewaltsame Proteste gegen die Islamisten ausgebrochen waren. Dabei hätten erboste Bewohner Teile des Hauptquartiers der Islamisten zerstört, teilten die Bewohner mit.

Die Proteste seien ausgebrochen, nachdem ein militanter Islamist eine Frau mit einem Baby auf dem Arm ausgepeitscht habe, weil sie keinen angemessenen Schleier getragen habe, sagte einer der Bewohner, Hama Cisse. Ein Sprecher der Gruppe erklärte, die Proteste seien Teil einer Verleumdungskampagne, das Baby sei unverletzt geblieben.

Hollande spricht sich für Militärintervention aus

Der französische Präsident Francois Hollande ist unterdessen zu einer Militärintervention zur Beendigung der Unruhen in Mali bereit, betonte allerdings die Notwendigkeit, dass die afrikanischen Länder selbst entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. In Norden des Landes mache sich ein "strukturierter und organisierter Terrorismus" breit, der das historische Welterbe zerstöre und auch die anderen afrikanischen Länder sowie Europa bedrohe, sagte Hollande am Samstag in einem Fernsehinterview anlässlich des Nationalfeiertags vom 14. Juli.

Ein eventueller Militäreinsatz müsse unter afrikanischer Führung stehen, könne allerdings von internationalen Truppen unterstützt werden, so Hollande. An den Afrikanern liege es zu entscheiden, wann und in welcher Form UNO und die Afrikanische Union intervenieren sollen. "Die Zeiten sind vorbei, als sich die französischen Militärs in Afrika wie Gendarmen aufführten", sagte der sozialistische Präsident. (APA, 14.7.2012)