Altensteig-Wart - Die deutschen Spitzenschiedsrichter haben einen großen Schritt in Richtung Profitum gemacht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird den Unparteiischen der Bundesliga und der 2. Liga ab der kommenden Saison ein Fixgehalt pro Spielzeit zahlen. Dieses Gehalt wird zwischen 15.000 Euro (2. Liga) und 40.000 Euro (FIFA-Schiedsrichter) liegen. Das gab DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Samstag bei der Schiedsrichtertagung in Altensteig-Wart bekannt. Neben der Einführung des Fixgehalts werden die individuelle Betreuung und die Nachbereitung der Spiele deutlich ausgeweitet. Außerdem wird es für die Schiedsrichter-Teams einen Phyisioteherapeuten pro Spiel geben. Die Einführung eines reinen Profi-Schiedsrichters lehnt der DFB aber weiter ab.

Außerdem wird der DFB in Zukunft ganz auf die von der FIFA erlaubte Torlinientechnologie setzen. "Wir sind uns mit unseren Schiedsrichtern einig, dass wir, anders als die UEFA, nicht die Torrichter einführen werden", erklärte Niersbach. In der kommenden Saison wird es diese technische Hilfe jedoch noch nicht geben. "Das geht nicht vor 2013/14", so Niersbach. Er glaube nicht, dass die Torlinientechnologie auch im DFB-Pokal zur Anwendung kommen wird, weil sie für die Amateurvereine zu teuer ist. "Da geht es um die Einheitlichkeit des Wettbewerbes. Deshalb sehe ich das nicht", sagte Niersbach.

Auch DFB-Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel sprach sich deutlich gegen das von der UEFA favorisierte System mit zwei Torrichtern aus. "Es gaukelt etwas vor, was es nicht halten kann: Fehlerlosigkeit. Da wird nur die Verantwortung von einem Menschen auf den anderen Menschen verlagert", sagte Fandel. 

"Schockierend"

Am Rande der Tagung nahm DFB-Präsident Niersbach auch zur Schmiergeldaffäre in der FIFA Stellung und distanzierte sich dabei von Weltverbands-Boss Joseph Blatter. "Die Reaktion des FIFA-Präsidenten hat mich geschockt. Wenn nicht unbedeutende Persönlichkeiten der FIFA Geld kassiert haben und die Reaktion darauf ist, dass das damals nicht verboten war, dann können wir uns als DFB davon nur klar distanzieren", sagte Niersbach. Die Frage nach Konsequenzen für Blatter wie einen vom Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Reinhard Rauball, geforderten Rücktritt ließ Niersbach offen: "Bei diesen Dingen stehen immer die Beteiligten selbst im Mittelpunkt. Das muss er selbst entscheiden." (sid/APA - 14.7. 2012)