Wien - Mehr private Zuwendungen aus der Wirtschaft bzw. verstärkte Sponsoringaktivitäten der Unis haben sich Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) und Wifo-Chef Karl Aiginger für die Hochschulen diese Woche gewünscht. Ein APA-Rundruf unter den Universitäten zeigt, dass dieses Thema an den Unis durchaus verankert und etwa durch Hörsaalbenennungen oder Stiftungsprofessuren dokumentiert ist - die Hochschulen spüren aber neben dem staatlichen auch den Spardruck der Wirtschaft.

Platzhirsche in Sachen Sponsoring sind derzeit allerdings nicht die öffentlichen Unis. Am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Maria Gugging (NÖ) ist der große Anteil der privaten Geldgeber schon allein am Campusplan sichtbar. Das nach dem Pharmaunternehmer Peter Bertalanffy, dessen Invicta Privatstiftung einen Betrag von zehn Mio. Euro gespendet hat, benannte Bertalanffy Foundation Building liegt dort neben der Raiffeisen Lecture Hall bzw. gegenüber dem Voestalpine Building. Genutzt werden können auch das Mondi Seminar Center, der Oberbank Ballroom und die Berndorf Suite.

Auch die 2003 gegründete "Paracelsus Medizinische Privatuniversität" (PMU) hat gleich von Start weg stark auf private Förderer gesetzt und finanzierte einen erheblichen Teil ihres Gesamtbudgets der ersten fünf Jahre in Höhe von knapp 27 Millionen Euro von privater Seite. Sponsoren wie Rudi Quehenberger, Donald Kahn oder Peter Schröcksnadel hatten 8,1 Millionen Euro zugeschossen, Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz beim Ankauf der Liegenschaft für die PMU mit zwei Millionen Euro geholfen. 2007 hat der Schweizer Unternehmer Hansjörg Wyss für den PMU-Neubau vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In die Vollen gegriffen hat Mateschitz dann heuer, als er für ein neues Querschnittslähmungs-Forschungszentrum an der PMU 70 Millionen Euro zur Verfügung stellte.

Weniger Sponsoring an öffentliche Unis

Bei diesen Größenordnungen können die öffentlichen Unis nur schwer mithalten. Das sichtbarste Sponsoring hat die Technische Universität (TU) Graz an Land gezogen: 2003 hatte der damalige Magna-Chef Frank Stronach einen Vertrag über die Einrichtung eines nach ihm benannten Instituts an der Fakultät für Maschinenbau unterzeichnet, der in insgesamt zehn Jahren Zuwendungen in Höhe von rund 24 Millionen Euro vorsah. Am Frank-Stronach-Institut wurden insgesamt vier Lehrstühle für Fahrzeugtechnik, Fahrzeugsicherheit, Werkzeugtechnik für spanlose Produktion sowie Production Science and Management eingerichtet, von denen drei Magna finanziert. Das neue Institutsgebäude für das FSI wurde von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) errichtet und durch Magna angemietet. Erst vor wenigen Wochen verlängerte Magna den Vertrag und stellte für weitere fünf Jahre jährlich zwei Millionen Euro für Forschung und Ausbildung zur Verfügung.

Auch in Sachen Hörsaalsponsoring gehört die TU Graz zu den Vorreitern bei den öffentlichen Unis: Hörsäle bzw. Seminarräume sind etwa nach Elin, Epcos, Knapp Logistik, Lenzing, Porr, Siemens, Verbund und VTU Engineering benannt. Außerdem finanziert die SIC-Stiftung zum Teil eine Professur im Bereich Kryptografie, an anderen Instituten finanzieren externe Partner die Kosten wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Zahlreiche Sponsoring-Einzelaktivitäten

Bei den Hörsaalbenennungen an den Unis stößt man immer wieder auf den Namen Raiffeisen. Nach dem Unternehmen sind unter anderem Hörsäle an der Uni Linz, der Montanuniversität Leoben und an der Uni Graz benannt. Auch ansonsten zeigt sich Raiffeisen im Uni-Bereich umtriebig und sponsert Alumni-Klubs etwa an den Unis Wien, Graz und Salzburg.

Erfolgreich beim Hörsaalsponsoring ist auch die Uni Linz, wo Lehrveranstaltungen nicht nur im Raiffeisensaalk, sondern auch im Sparkassensaal, im Borealis-Hörsaal, im Fabasoft Saal, im Siemens VAI Saal, im voestalpine Saal und im Hypo OÖ Saal stattfinden. Keine Hörsäle nach Unternehmen benannt haben derzeit etwa die Uni Wien, die Technische Universität (TU) Wien, die Medizinuni Wien, die Universität für Bodenkultur (Boku) und die Wirtschaftsuniversität (WU). Für letztere hofft Rektor Christoph Badelt im APA-Gespräch auf den 2013 fertigen neuen WU-Campus - die derzeitigen Säle seien für ein Sponsoring "zu schäbig" gewesen.

Stiftungsprofessuren als Sponsoring

Sichtbares Sponsoring-Zeichen sind auch Stiftungsprofessuren, die oft nach einer gewissen Zeit in reguläre Lehrstühle übergeführt werden. Damit sind oft erhebliche Summen verbunden: An der Uni Wien wendet etwa die Austrian Development Agency für die Dauer von sechs Jahren bis zu 720.000 Euro für eine Stiftungsprofessur für Internationale Entwicklung auf, daneben gibt es auch andere Stiftungsprofessuren an der größten Uni des Landes. Auch an der TU Wien sind derzeit vier Stiftungsprofessuren besetzt bzw. laufen Berufungsverhandlungen. An der Medizin-Uni Wien werden zwei Professuren vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) finanziert, ebenfalls zwei Stiftungsprofessuren hat die Boku. An der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist in Zusammenarbeit mit der Uni Wien und der Medizin-Uni ein durch die private Messerli-Stiftung finanziertes Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehung eingerichtet, das über vier Stiftungsprofessuren verfügt.

Die Unis verweisen bei der Frage nach Sponsoringaktivitäten auf zahlreiche Einzelprojekte, oft gibt es keinen zentralen Gesamtüberblick über die Sponsoringaktivitäten einzelner Institute: So wird etwa die kürzlich gestartete Kinderuni Wien von der Telekom unterstützt, die Montanuni Leoben lässt sich ihre seit Jahren stattfindende "Road Show" inklusive Showtruck unter anderem von voestalpine, Böhler Uddeholm und OMV sponsern. Die Medizin-Uni Wien lässt ihren jährlichen Krebsforschungslauf untere anderem von Pharmafirmen sponsern, viele Unis finden auch für ihre Alumni-Verbände bzw. die Veranstaltung von Symposien und Kongressen Förderer.

Gleichzeitig werden aber auch Grenzen gesetzt. Einflussnahmen der Förderer etwa auf die Besetzung von Stiftungsprofessuren sollen vertraglich bzw. durch Regelungen in der Satzung ausgeschlossen werden. Stifter haben etwa an der TU Wien höchstens die Möglichkeit, eine Auskunftsperson in die Berufungskommission zu entsenden. Ganz generell sei die Grenze erreicht, wo Sponsoren Gegenleistungen erwarten, die die Freiheit von Forschung und Lehre einschränken, war etwa eine Standardantwort der Unis. Auch Sponsoren, die nicht dem Leitbild der Unis entsprechen, werden vielfach abgelehnt. (APA, 13.7.2012)