Ein Allroad ist ein Fahrzeug für Menschen, die keinen SUV wollen, aus welchen Gründen auch immer, aber auch keinen gewöhnlichen Kombi. Der A4 Allroad kommt also eine Spur hochbeiniger daher als der Avant, mit 180 mm Bodenfreiheit - und ist, frei nach dem Motto "Zum Anzug trägt man jetzt Bergschuhe", angetan mit dem allseits beliebten Geländewagenzierrat, Beplankung etwa sowie dunkelbraun-erdige Lackierung beim Testwagen. Sieht gleich viel mehr nach Abenteuer aus.

Foto: Fischer

Teuer ist er auch, das kennt man von Audi und all den anderen Premiumherstellern sowieso, aber das Interessante ist, dass Audi mit dem Konzept Allroad eine Lücke abdeckt, die seinerzeit eigentlich eine Verlegenheitslösung war: Als alle Mercedes-, BMW- und LexusWelt Ende des vorigen Jahrtausends längst große und sogleich enorm begehrte SUVs ins Angebot nahm, musste Audi noch bis 2005 eine Durststrecke überstehen, erst dann war der Q7 startbereit.

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Der "Lückenbüßer" hieß A6 Allroad quattro, er war im Wesentlichen ein hochgebockter, rustikalisierter A6 Avant - und er war von Beginn an derart beliebt, dass die Ingolstädter die Absicht, ihren Semi-SUV mit Einführung des Q7 aus dem Programm zu nehmen, schleunigst revidierten.

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Längst haben sie ihm sogar einen A4 Allroad zur Seite gestellt, und der hat nun, auch in zweiter Generation, gegenüber besagtem größerem Bruder das einzige Manko geerbt: Es gibt wieder keine Niveauregulierung (und also keine Luftfederung) - was Audi auch, sehr zartfühlend, mit den der Klientel nicht zumutbaren Kosten begründet. In Österreich sieht man das mit der Niveauregulierung ohnehin locker, da dank jahrzehntelanger roter Bildungspolitik das Niveau sich von selbst reguliert hat, ganz nach unten.

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Immerhin ganz ernsthaft und seriös vorhanden: quattro, Audis legendäres Allradmarkenzeichen, schon greise Eskimo-Fährtenleser wussten ihre Enkel drauf hinzuweisen. Bei übler Witterung und abseits geteerter Straßen, immerhin Mit-Einsatzgebiet des A4 Allroad, findet man sich damit stets auf der sicheren Seite.

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Ausgestattet war unser Testwagen mit 177-PS-Diesel, was man als ideale Motorisierung bezeichnen kann, unter dem Aspekt von Leistungsbereitschaft und Tankstellenvermeidung - der Testverbrauch von rund 7,5 l / 100 km geht nämlich ziemlich in Ordnung. Keinerlei Abstriche auch bei den Fahreigenschaften: Direkte Lenkung, straffes Fahrwerk, ein Genuss auf Kurz- wie Langstrecken.

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Und dazu diese Inneneinrichtung: Da kann man schon verstehen, warum Audi seit Jahren Rekorde einfährt. Im vorliegenden Fall war das Interieur technoid gestaltet: Alu mit Waffelmuster, Alu naturelle, treffsicher kombiniert mit schwarzen und dunkelgrauen Kunststoffen, Leder und Alcantara, oben helle Tapezierung.

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Und der Alltagsnutzen? Voll vorhanden. Großer Kofferraum. In dem würde man sich zwar das eine oder andere Fixierhakerl wünschen, aber Audi ist bei solchen Details der Meinung, der Kunde solle die Freiheit haben, sich sein Auto aus dem Extra-Katalog nach eigenem Gutdünken auf- und auszurüsten. Heißt auf Nichtmarketingsprech: blechen.

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In Summe ist der A4 Allroad ein stimmiges Vielzweckmobil – und zwar ganz ohne Konfliktpotenzial, sollte man einmal auf eingefleischte SUV-Hasser treffen. (Andreas Stockinger, AutoMobil, DER STANDARD, 13.7.2012)

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