Bild nicht mehr verfügbar.

"Carlos" auf seinem Fahndungsfoto

Foto: APA/dpa
Paris - Der venezolanische Terrorist Illich Ramirez Sanchez, genannt "Carlos", der in Paris eine lebenslange Haftstrafe verbüßt, veröffentlicht unter dem Titel "L'Islam revolutionnaire" ("Der revolutionäre Islam") im Verlag Editions du Rocher ein Buch über die Zielsetzungen und Rechtfertigungsgründe des Terrorismus. Das gemeinsam mit dem Journalisten Jean-Michel Vernochet in der zentralfranzösischen Haftanstalt von Saint-Maur-Bel-Air verfasste Werk ist ab Donnerstag im französischen Buchhandel erhältlich.

Der einst marxistisch orientierte "Carlos", dem in Österreich der Terroranschlag auf die Wiener OPEC-Konferenz im Jahre 1975 vorgeworfen wird, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, inspiriert sich nunmehr am El Kaida-Führer Osama bin Laden. "Scheich Osama ist auf Grund seines immensen Charisma gewiss ein einzigartiger Fall in der jüngeren Geschichte", ein "Held aller Unterdrückten", der einen "herrlichen Kampf liefert", schreibt "Carlos" in dem Buch. In dem Vorwort, welches das Datum des 31. März 2003 trägt, beschreibt der venezolanische Terrorist Syrien, Iran und Nordkorea als "die letzten Widerstandsgebiete, die letzten Inseln der Souveränität" gegenüber dem US-amerikanischen "Aggressor".

Interviews

Der 1994 in Sudan festgenommene Sanchez hatte bereits in einer arabischen Wochenzeitschrift einen Artikel veröffentlicht, in dem er die Verantwortung für die Wiener OPEC-Geiselnahme auf sich genommen hatte. Seit seiner Inhaftierung in Frankreich gewährte er auch mehreren französischen Printmedien Interviews. In dem jüngsten Buch allerdings schreibt "Carlos" nicht über seine persönlichen Aktionen. "Es handelt sich um theoretische Überlegungen, um politische Schriften", betonte seine Anwältin Isabelle Coutant-Peyre, die überdies ihre Absicht abekundet hat, "Carlos" zu heiraten.

Die französische Vereinigung von Attentatsopfern "SOS Attentat" hat unterdessen zum Boykott dieses Buches aufgerufen. "Wenn dieses Buch eine Apologie des Terrorismus darstellt, kommt es den Justizbehörden zu, in der Frage zu entscheiden", betonte die Präsidentin der Vereinigung, Francoise Rudetzki. (APA)