Leisgang ist gelernter Maler und hat es eine Zeit lang als AWD-Berater versucht.

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Wien - Als "Fachmann für Finanzen" hatte Roland Leisgang einen klaren Auftrag: "Es ging einzig und allein darum, dass man diese Produkte verkauft." Welche das genau waren, wusste er zu dem Zeitpunkt selbst nicht so genau, aber die Leute zahlten - in der Hoffnung auf versprochene Höchstzinsen. Am Ende verloren die Gutgläubigen viel, sehr viel Geld, manche sogar alles.

Leisgang arbeitete im Auftrag des deutschen Finanzdienstleisters AWD. Um dessen undurchsichtige Geschäfte geht es in "Am Schauplatz" am Freitag um 21.20 Uhr in ORF 2.

Anlageberater erzählen darin, mit welchen Methoden sie ihren Kunden das Geld aus der Tasche zogen. Die wussten zum Teil nicht, dass sie in hochriskante Aktien investierten. Als die Finanzblase platzte, blieb schließlich nichts mehr übrig. Verfahren sind gegen die AWD anhängig.

Skurrile Recherche

Die Recherche zur Geschichte gestaltete sich mitunter skurril, erinnert sich Schauplatz-Reporter Ed Moschitz: "Der Pressesprecher hat am Telefon auf meine Fragen immer nur gelacht." Moschitz rief mehrmals an. Immer lachte der Sprecher: "Beim letzten Anruf fragte ich: Was ist so lustig? Da sagte er: Man muss das Leben mit Humor nehmen." AWD ist seit 2007 im Eigentum der Rentenanstalt Swiss Life. Die plant Umbenennung und Umstrukturierung.

In seiner vierten Schauplatz nach der Skinheads-Affäre nimmt sich Moschitz damit erneut ein heikles Thema vor. Seit mittlerweile knapp zweieinhalb Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft in Wiener Neustadt gegen den Journalisten. Ein Umstand, der ihn in seiner journalistischen Arbeit behindert, erzählt er. "Natürlich springen immer wieder Leute ab, nachdem sie meinen Namen im Internet gegoogelt haben", erzählt Moschitz: "Selbstverständlich hat mich die FPÖ total angepatzt."

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigte Moschitz 2010 an, weil er für einen Schauplatz Skinheads zur Wiederbetätigung angestiftet haben soll. Die verneinten das inzwischen vor Gericht. Auf dem Band fand sich ebenfalls nichts, stellten zwei Gutachten fest. Ein drittes kam nicht zustande, weil das beauftragte Bundeskriminalamt Wiesbaden technische Anforderungen nicht erfüllte. Jetzt sollen Sachverständige in den USA klären. Das Verfahren könnte sich bis 2013 ziehen. Wegen der Dauer hat Moschitz den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angerufen.

Nach Ende der Recherche hält Moschitz für gewöhnlich Kontakt zu den Protagonisten. Zu den Skins habe er keinen: "Mir wurde geraten, das nach dieser Geschichte nicht zu tun." Moschitz wird ihn erst wieder aufnehmen, wenn die Verfahren abgeschlossen sind: "Dann kann man mit ihnen sicher wieder zusammentreffen." Mit der nötigen Distanz: "Wie es für einen Journalisten üblich ist." (Doris Priesching, DER STANDARD, 13.7.2012)