Die restaurierte Empfangshalle des Salzburger Hauptbahnhofes verbindet Jugendstilelemente mit moderner Informationstechnologie für täglich 25. 000 Reisende.

Foto: Pustet Verlag/Zenzmaier

Salzburg - Ronald Gobiet, Landeskonservator und damit oberster Denkmalschützer Salzburgs, ist sichtlich zufrieden: Der neue Salzburger Hauptbahnhof sei ein neues "Portal für die Weltkulturerbestadt Salzburg" schwärmt er.

Aus Sicht Gobiets ist der 1860 erbaute Bahnhof als "Element der österreichischen Eisenbahngeschichte" von ähnlicher Bedeutung wie die von Carl Ritter von Ghega geplante Semmeringbahn aus dem Jahr 1854 oder die Wiener Stadtbahn von Otto Wagner aus dem Jahr 1898.

Dabei sah es am Anfang gar nicht danach aus, als ob man im Zuge des Bahnhofsneubaus die historisch bedeutsamen Bauteile würde erhalten können. Die ÖBB haben das 270 Millionen Euro teure Projekt ohne Bezug auf den Denkmalschutz ausgeschrieben. Erst im Zuge der Planungsphase wurde dann das Bundesdenkmalamt aktiv.

Wechselseitiges Rosenstreuen

Heute streuen einander alle Beteiligten wechselseitig die sprichwörtlichen Rosen. Architekt Gerhard Wittfeld vom Büro Kada-Wittfeld lobt die positiven Auswirkungen des Denkmalschutzes auf das Gesamtprojekt und die "dialogische Diskussion mit dem Bundesdenkmalamt".

Erhalten blieben nicht nur die einzigartige Stahlkonstruktion der Bahnsteighalle aus dem Jahr 1908 und der historische Bahnsteig 1 aus dem Jahr 1860, es wurden auch historisch wertvolle Elemente wiederentdeckt. So zum Beispiel die unter Wandplatten versteckten Keramikbilder in der restaurierten Empfangshalle.

Die Kosten für den "hohen Standard der Denkmalpflege" (Gobiet) beim Projekt Hauptbahnhof liegen laut ÖBB bei etwa sieben Millionen Euro. Die Gesamtsumme für den Umbau des ehemaligen Grenz- und Kopfbahnhofes in einen Durchgangsbahnhof Richtung Deutschland für aktuell 500 Züge täglich habe sich dadurch aber nicht erhöht, sagt ÖBB-Projektleiter Thomas Wörndl.

Wermutstropfen Bahnhofsrestaurant

Einziger Wermutstropfen aus Sicht vieler Salzburger ist, dass der Marmorsaal des Bahnhofsrestaurants am Mittelbahnsteig nicht gerettet werden konnte. Für dessen Erhalt hatte sich sogar eine eigene Bürgerinitiative gebildet, die tausende Unterschriften sammelte.

Derzeit liegt der demontierte Saal in einem Depot der ÖBB, man suche aber nach einem geeigneten Ort, wo das ehemalige Restaurant wieder originalgetreu aufgebaut werden könne, versprechen die Verantwortlichen der ÖBB.

Fertigstellung 2013

Nach der offiziellen Teileröffnung heute, Freitag, fehlen noch zwei weitere Bahnsteige, das Nellböck-Viadukt der B1 und eine als Einkaufszentrum genutzte Passage zwischen den Stadtteilen Elisabeth-Vorstadt und Schallmoos. Geplante Fertigstellung dieses Bauabschnitts: Ende 2013.

Für die Denkmalschützer besonders interessant ist dabei der Erhalt des " Bayerischen Pavillons". Der Charakter dieses Jugendstilgebäudes soll durch den Ausbau der nachträglich installierten Stahltreppe und des Liftes möglichst originalgetreu wiederhergestellt werden. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 12.7.2012)