Hamburg - Südostasien ist ein begehrtes Reiseziel für Sextouristen. Nach Schätzung der internationalen Hilfsorganisation UNICEF gibt es in der Region rund eine Million minderjährige Prostituierte. Als Brennpunkte gelten Thailand, Kambodscha und Vietnam. UNICEF geht davon aus, dass weltweit jährlich Milliardenumsätze mit dem illegalen Geschäft gemacht werden. Selbst hohe Strafen konnten den Boom bisher nicht stoppen. Mit einem Abkommen wollen Österreich und Thailand den Kampf gegen Kindersextourismus ausweiten.

Der Vertrag ist Teil eines umfassenden "Memorandum of Understanding" (MoU), mit dem die Zusammenarbeit zwischen den Behörden verbessert werden soll. Einigung erzielte man darüber laut einer Aussendung des Innenministeriums bereits im Frühling.

Bessere Zusammenarbeit geplant

Neben dem Bekämpfen von Kinderpornografie und Sextourismus wird künftig auch in den Bereichen Drogenhandel, Menschenhandel, Cyberkriminalität, Korruption und Geldwäsche besser zusammengearbeitet. Auch bei der Zielfahndung soll künftig intensiver kooperiert werden.

Teil des Abkommens ist eine bessere Zusammenarbeit bei der Verfolgung von Österreichern, die sich in Thailand an Kindern bzw. Jugendlichen vergehen. Diese Personen können zwar bereits nach geltendem Recht in Österreich verfolgt werden, auch wenn es in Thailand zu keinem Verfahren kommt, mit dem MoU erhofft sich das Innenministerium aber eine verbesserte Effizienz. Eine zentrale Rolle soll dabei der vor rund einem Jahr installierte Verbindungsbeamte spielen. In Thailand machen jedes Jahr rund 100.000 Österreicher Urlaub.

Keine seriösen Zahlen

Genaue Angaben über die Zahl der Reisenden, die Kinder sexuell ausbeuten, gibt es nicht. "Ich kann aus Österreich keine seriöse Zahl nennen", sagte Katrin Lankmayer von der Kinderschutzorganisation ECPAT (End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes). Aber alleine aus Deutschland dürften laut der Hilfsorganisation "Terre des Hommes" 10.000 einschlägige Reisende kommen. Viele Sextouristen missbrauchen Kinder und Jugendliche, weil sie glauben, sich bei ihnen nicht mit dem HI-Virus anzustecken.

Obwohl den Tätern in Asien mittlerweile hohe Strafen drohen, boomt das Geschäft mit den Kindern. Meist werden die Mädchen und Buben von ihren Verwandten an Zuhälter verkauft. Unter den Kunden sind überwiegend Einheimische, aber auch viele Touristen. Etliche Länder - darunter auch Österreich - haben mittlerweile Gesetze erlassen, damit Sextouristen auch in ihrer Heimat bestraft werden können.

"Die Kindersextouristen sind nicht zwingend pädophil veranlagt. Bei den Tätern handelt es es sich sowohl um Personen, die gezielt in die jeweiligen Regionen fahren, um sich an Kindern und Jugendlichen zu vergehen, als auch um Gelegenheitstäter. Diese kehren danach in ihr 'normales' Leben zurück", so Lankmayer. (APA, 11.7.2012)